FIP ist eine Infektionskrankheit

Hervorgehoben

Gerade sind auf Facebook wieder einmal Züchter unterwegs, die mit geradezu religiösem Eifer  Pedigrees von an FIP gestorbenen Katzen sammeln, auf der Suche nach Linien, die „das FIP-Gen“ verbreiten. Darunter sind Züchter, die schon mehrere zugekaufte Jungtiere durch FIP verloren haben. Vielleicht sollten ja gerade diese Züchter ihre Energie besser darauf verwenden, ihren Bestand vom Coronavirus zu befreien, der jeden gesunden, aber von oft tagelangem Transport geschwächten Neuankömmling in ihrer Cattery als erstes befällt.
FIP ist und bleibt eine Infektionskrankheit.
An dieser Stelle soll es nicht darum gehen, wie FIP diagnostiziert wird, oder um Behandlungsmöglichkeiten (Hinweise dazu aber in Tel IV), sondern um Fakten zu der ursächlichen Virusinfektion mit dem Felinen Corona-Virus (FCoV) und Strategien, eine Infektion entweder zu vermeiden, oder infizierte Tiere wieder virusfrei zu bekommen, denn vorbeugen ist besser als heilen.
Während Züchter abwiegeln und die Infektion pauschal für a) normal und b) harmlos erklären, dafür aber um so schneller mit dem Finger auf den Züchter der FIP-Katze zeigen, raten die Labore auf Nachfrage bei positivem Titer: „Kaufen Sie sich eine andere Katze. In coronafreie Bestände nur coronafreie Katzen“.
Doch das ist die Quadratur des Kreises, solange Züchter die Infektion nicht bekämpfen.

Fakten zur felinen Coronavirus-Infektion

  • FIP – die  Bauchwassersucht der Katzen, ist eine Infektionskrankheit, genauer, eine Viruserkrankung.
    Verantwortlich für die Erkrankung ist das hochansteckende Feline Corona-Virus (FCoV).
  • Dieses Virus ist weltweit verbreitet. Nur die Falklandinseln sind coronafrei. Aufgrund des Hauptübertragungsweges über den Katzenkot ist der Durchseuchungsgrad in Mehrkatzenhaltungen in geschlossenen Räumen (gemeinsame Katzenklos) besonders hoch, also vor allem in Tierheimen, Katzenzuchten (egal ob seriös oder Schwarzzüchter) und Mehrkatzenhaushalten und liegt dort bei 70-90%, während Freigänger (je nach Wohngegend) oft nur zu ca. 10% Virusträger sind.
  • Besonders erschreckend daran ist die Tatsache, dass es demzufolge sowohl für Liebhaber als auch für Züchter nahezu unmöglich ist, beim Kauf einer Rassekatze auch beim seriösen Züchter ein Katze zu kaufen, die nicht bereits bei Einzug infiziert ist.
  • An dieser Stelle beeilen sich fast alle Züchter, reflexartig zu erklären, dass das Coronavirus doch nur ein harmloser Durchfallerreger wäre.
  • Aber Tatsache ist: Ohne Coronainfektion keine FIP-Erkrankung.
  • Tatsächlich liegt die Erkrankungsrate  von coronainfizierten Katzen bei 7%-13%, je nach Studie oder befragtem Labor (Laboklin hat auf Nachfrage 7% angegeben). Das heißt, dass im Schnitt „nur“ eine von 10 – 15 infizierten Katzen an FIP erkrankt (und ohne Schwarzmarktmedis auch stirbt, denn es gibt keine zugelassene Theraphie).
  • Das Coronavius ist hochansteckend und kann auch über gemeinsam benutzte Gegenstände, Kleidung usw. übertragen werden. Aber die Hauptinfektionsquelle ist der Kot infizierter Katzen.
  • Ob Ihre Katze mit dem Corona-Virus infiziert ist oder sich zumindest schon einmal mit Corona-Viren auseinandersetzen mußte, erkennen Sie am sogenannten Antikörpertiter im Blut, denn das Immunsystem bildet bei Viruskontakt zur Abwehr Antikörper und wie viele das sind, gibt die Höhe des Antikörper-Titers im Blut an.
  • Titerterhöhen werden je nach Labor durch bestimmte Verdünnungsquotienten ermittelt und auch so angegeben, wobei die Werte von 1:10 bis zu Höhen von 1:1600 und höher liegen können, wobei manche Labore erst mit einer Anfangsverdünnung von 1:20 oder 1:25 beginnen. Sind in dieser Anfangsverdünnung keine Antikörper nachgewiesen, wird das mit < als… angegeben.
  • Katzen mit AK-Titer < 1:10 sind FCoV negativ, also virenfrei (University Glasgow). (LABOKLIN gibt für < 1:25 negativ an), denn der Körper baut die Antikörper erst dann ab, wenn die Viren eliminiert sind.
  • Titer von 1 :100 bei gesunden Katzen zeigen eine weitgehend überwundene Infektion an. Oft werden noch Viren mit dem Kot ausgeschieden.
  • LABOKLIN gibt an, dass Katzen mit Titern von 1:400 praktisch immer auch Viren ausscheiden, also andere Katzen anstecken können.
  • Inzwischen gibt es auch andere Meßverfahren mit anderen Refernzwerten.
    Für den derzeit von LABOKLIN angewendeten EIA-Test gelten folgende Refernzwerte:
    < 9   : entspricht negativeb IFAT-Werten < 1: 25
    Werte ab 11 entsprechen schwach positiven IFAT-Werten von 1:25 und deuten auf eine FCoV-Infektion hin.
    Werte zwischen 9 und 11 sind als fraglich zu werten.
    Werte > 30 entsprechen hoch positiven IFAT-Titern >= 1600
    ELISA-Test:
    TE < 34 negativ
    TE 34 – 43 fraglich
    TE > 43 positiv
    Mit der Bildung der Antikörper versucht der Organismus, die Virusvermehrung im Darm in den Griff zu bekommen, was den meisten Katzen auch gelingt.
    Viren können weitgehend ruhen im Körper (wie Herpes oder HIV beim Menschen), aber auch aktiviert werden und sich vermehren.
  • Bei der Virusreplikation (Vermehrung) passieren Replikationsfehler. Man spricht dann von mutierten Viren.
    Das ist der Punkt, an dem ein Durchfallerreger todbringende Formen annimmt.
    Amerikanische Studien haben in jüngster Vergangenheit zwei Mutationen identifiziert, die letztlich für die Entwicklung der FIP-Erkrankung verantwortlich sein sollen. Diese mutierten Coronaviren bekommt der Körper im Gegensatz zu den normalen nicht mehr in den Griff. Sie dringen in die Makrophagen ein, vermehren sich dort und breiten sich im ganzen Körper aus. Dort lösen sie Entzündungen aus und richten im ganzen Körper tödliche Schäden an. (update: inzwischen hat man herausgefunden, dass auch infizierte Katzen, die aber kein FIP haben, diese Mutationen aufweisen können – also kein sicherer FIP-Marker)
  • Katzen mit einem starken Immunsystem mit guter zellulärer Abwehr entwickeln zunächst die trockene Form und versuchen, den Schaden zu begrenzen. Diese Katzen können noch einige Wochen bis Monate gegenhalten.
  • Zur Virusvermehrung kann es immer dann kommen, wenn das Immunsystem entweder angeboren schwach ist (z.B. durch starke Inzucht), gerade anderweitig stark in Anspruch genommen ist (Kastration, Umzug in ein neues Zuhause, neue Tiere, Impfungen, Erkrankungen wie z.B. Katzenschnupfen, Parasiten, schlimmstenfalls mehreres davon in schneller Folge) oder die Katze eine Krankheit hat, die das Immunsystem direkt schwächt z.B. Katzenaids. Auch Cortison, verabreicht z.B. bei Autoimunerkrankungen, unterdrückt das Immunsystem. Deshab sollen coronainfizierte Katze kein Cortison bekommen.
  • Starke Virusvermehrung = hohe Mutationsrate = erhöhte FIP-Gefahr. Eine solche Phase ist erkennbar an einem hohen Antikörper-Titer und starker Virusausscheidung im Kot. In einer solchen Phase sind die Katzen auch ein Infektionsherd für andere Katzen. Sie selbst müssen weder bereits FIP haben, noch jemals bekommen. Die Gefahr ist aber für die nächsten 18 Monate erhöht.
  • Die allermeisten FIP-kranken Katzen erkranken innerhalb der ersten 18 Monate nach der Erstinfektion mit dem Coronavirus an FIP.
  • Katzen die schon länger als 18 Monate infiziert sind, erkranken selbst sehr selten noch, stellen aber eine Infektionsgefahr für anders Katzen dar. Allerdings können imunsupremierte Trägerkatzen oder Katzen mit anderen schweren Infektionskrankheiten dennoch FIP bekommen. Deshalb sollen FCoV-positive Katzen keine immunsuppressiven Medikamente, wie Cortison bekommen.
  • Solche positiven Katzen sollen sehr gut (Fleisch, Fisch, kein Getreide) ernährt werden, vor anderen Infektionen geschützt werden und Stress von ihnen fern gehalten werden.
  • Katzen, die auch 36 Monate nach Infektion noch gleichbleibend hohe Titer haben, erkranken zu rund 98% dennoch nicht mehr an FIP.
  • Serokonservation von FCoV findet 18-21 Tage nach der Infektion statt. (Inkubationszeit)
    Das heißt, wenn man befürchtet, die eigene bis dato FCoV-negative Katze könnte sich infiziert haben, macht ein Test erst 21 Tage nach Kontakt Sinn, weil erst dann Antikörper nachweisbar sind.
  • Es gibt Hinweise darauf, dass wiederholte Reinfektion das Risiko für FIP steigen läßt.
  • Katzenbabies können mit der Erstmilch Maternale Andikörper gegen das Corona-Virus aufgenommen haben. Maternale Antikörper zu FCoV schwinden gewöhnlich im Alter von 5 – 7 Wochen können aber bis 16 Wochen noch vorhanden sein.
  • Das bedeutet, dass es sinnlos ist, Kitten unter 16 Wochenn zu testen. Bei Kitten, die noch maternale AK haben, ist der gemessen Titer der Titer der Maternalen Antikörper und läßt keine Rückschlüsse zu, ob die Katze selbst infiziert ist oder nicht. Allerdings ist die Warschinlichkeit hoch, denn nur infizierte Mutterkatzen geben spezifische Antikörper mit. Ca. 2 Wochen nach Verschwinden der MA können Kitten einen negativen Titer haben, obwohl sie bereits infiziert sind
    a) weil das Immunsystem noch nicht kompetent ist, eigene AK zu bilden (immunologische Lücke)
    b) weil sie sich evtl. noch in der Inkubationszeit befinden.
  • Die überwiegende Mehrheit der Katzen, die sich infizieren, tragen das Virus für einige Monate, entwickeln eine erfolgreiche Immunantwort und eliminieren das Virus wieder.
  • Ein negativer Antikörper-Titer bei einer gesunden, erwachsenen Katze schließt eine Corona-Infektion aus.(Es sei denn, sie hat sich erst innerhalb der letzten 21 Tage vor dem Test infiziert)
  • Die Höhe des Antikörper-Titers korreliert mit der Virusausscheidung im Kot.
  • Wenn die Katze einzeln gehalten wird und sich nicht ständig neu infizieren kann, fällt der AK-Titer nach einigen Wochen bis Monaten.
    Der Titer fällt langsam. Ein Nachtesten ist erst nach 2-3 Monaten sinnvoll.
  • 33% der seropositiven Katzen sind auch noch Virusträger und scheiden das Virus aus oder anders herum:57% der seropositiven Katzen (mit Titer) sind keine Virusausscheider.
  • Bei Titerhöhe von 400 und höher ist Virusausscheidung sicher (LABOKLIN)
  • Katzen, die mit einer FCoV-positiven oder FIP-kranken Katze Kontakt hatten, sind so gut wie immer infiziert, da das Coronavirus Virus extrem ansteckend ist. Dennoch sollte man den AK-Titer messen lassen und nach 2 Monaten nachtesten. Man sieht dann, ob der Titer wieder fällt.
  • Laut LABOKLIN entwickeln 7% der im FCoV-Test seropositiven Katzen FIP.
  • Bei 58% der nicht FIP-erkrankten Katzen endet die Virusausscheidung einen Monat nach Infektion.
    9 Monate nach der Infektion ist bei 95% der infizierten Katzen die Virusausscheidung beendet.
    ca. 13% bleiben lebenslang Ausscheider. Sie behalten einen AK-Titer. Einige dieser Katzen entwickeln chronischen Durchfall.
  • ca. 4% aller Katzen scheinen völlig resistent gegen die Corona-Inektion zu sein. Sie scheiden nie Viren aus und entwickeln kaum messbare AK-Titer. Eine aktuelle amerikanische Studie zeigt, dass es jedoch nicht möglich ist, resistente Zuchtlinien mit solchen Tieren aufzubauen. Man führt die Resistenz auf eine besonders gute zelluläre Abwehr zurück, die individuell ist, allerdings abhängig von der Breite ihrer genetischen Basis.
  • Allerdings klappt es umgekehrt. Besonders empfängliche Tier kann man gezielt züchten. Bei sehr hohem Inzuchtgrad verschlechtert sich die zelluläre Abwehr. Generell können aber abgesehen von den 4% alle Katzen unter ungünstigen Umständen oder einfach nach dem Zufallsprinzip FIP bekommen.
  • FCoV wird sehr selten und auch nur zu Beginn einer Infektion mit dem Speichel ausgeschieden. Die Ausscheidung erfolgt über die Fäkalien.
  • Ob eine Katze tatsächlich Coronaviren ausscheidet, kann man über eine PCR-Kotuntersuchung ermitteln.
  • Für das Monitoring eines Ausscheiders kombiniert man am besten den Blut-Antikörper-Test mit dem PCR-Virusnachweis im Kot. Bei manchen Katzen sinkt der Titer erst 29 Monate nach Beendigung der Virusausscheidung.
    Ein Titer < 1:10 ist beweisend für Virenfreiheit, Angeblich gibt es Katzen, die auch bei 1:20 noch ausscheiden.
  • Aber ein einzelner negativer Kottest ist nicht beweisend. Angeblich ist der Test störanfällig und es gibt sowohl falsch negative als auch falsch positive Ergebnisse. Außerdem scheiden viele Katzen nicht kontinuierlich aus.
    Laut IDEXX sind 4, wöchentlich aufeinanderfolgende negative PCR-Kottests nötig, bis man von Virenfreiheit ausgehen kann. Für eine solche Untersuchung benötigt man den Kot einer Katze von drei aufeinanderfolgenden Tagen in je einem Röhrchen. Am 3. Tag werden die Proben abgegeben und bis dahin im Kühlschrank gekühlt.
    Laut University Glasgow sind sogar 5 monatliche negative Tests erst beweisend für Virusfreiheit.
  • Katzen, die länger als 8 Monate Viren ausscheiden, bleiben zu 95% lebenslange Ausscheider (Info: LABOKLIN).
    In trockener Umgebung überlebt das Virus bis zu 7 Wochen.
  • Genau wie die meisten gegen andere Krankheiten durch Impfungen erworbenen Antikörper-Titer fallen die Titer nach längerer Zeit ohne neuen Viruskontakt bei Katzen, die das Virus eliminiert haben. Das heißt aber auch, dass sie für erneute Infektion wieder empfänglich werden, weshalb Dauerausscheider eine permanente Ansteckungsquelle für die übrigen Katzen sind.
  • Titer von 1 :100 bei gesunden Katzen zeigen eine weitgehend überwundene Infektion an. Oft werden noch Viren mit dem Kot ausgeschieden.
  • LABOKLIN gibt an, dass Katzen mit Titern von 1:400 praktisch immer auch Viren ausscheiden, also andere Katzen anstecken können.

Noch mal kompakt zusammengefasst: Interpretation von FCoV-Titern:

a) klinisch gesunde Katze

  • Titer < 1 : 25
    = negativer Titer (Es ist keine Infektion mit dem Coronavirus nachweisbar)
  • Titer >: 25 bis 1 : 100
    = niedriger positiver Titer (Die Katze hatte bereits Kontakt mit Coronavieren, Zuchttiere)
  • Titer >1 : 100 bis < 1 : 400
    =Positiver Titer (Die Katze ist entweder frisch infiziert oder hat eine Infektion überwunden)
  • Titer > 1 : 400
    deutlich erhöhter Titer (Solche Katzen sind in den meisten Fällen Dauerausscheider); In Zuchten sind sie eine ständige Infektionsquelle
  • Titer > 1 : 800
    ein ständig sehr hoher Titer besagt nicht, dass die Katze an FIP erkranken wird, erhöht aber das Risiko dafür. Laut Laboklin haben nur 7% aller klinisch gesunden Katzen einen so hohen Titer. Eine Katze ohne Krankheitsanzeichen hat trotz eines evtl. sehr hohen Titers keine FIP

b) klinisch kranke Katze mit FIP-Verdacht (größten Anlass zu FIP-Verdacht gibt Fieber, das therapeutisch mit Antibiotika nicht zu beeinflussen ist)

  • Titer < 1 : 25
    = negativer Titer
    Nur etwa 1% aller FIP-verdächtigen Katzen haben einen so niedrigen Titer. Sehr wascheinlich hat die Katze also eine andere Krankheit. Nur im Endstadium eine FIP-Erkrankung ist ansonsten ein so niedriger Titer möglich. War der Titer zuvor sehr hoch und fällt plötzlich, ist letzteres leider sehr warscheinlich)
  • Titer ca. 1 : 100 (akute FIP eher unwarscheinlich)
  • Titer > 1 : 400
    erhöhter Titer: zusammen mit anderen Untersuchungsergebnissen spricht ein hoher Titer für eine FIP-Erkrankung, ist aber kein alleiniger Beweis)
  • Titer > 1 : 800
    44,1 der Katzen mit FIP-Verdacht haben einen so stark erhöhten Titer

Anhand des Antikörper-Titers bei jungen Katzen lässt sich laut Prof. Dr.
Hans Lutz von der Uni Zürich abschätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass die Tiere an FIP sterben.

»Wenn Katzen um die sechzehnte Lebenswoche einen FIP-Titer von  < 25 (IFAT) haben, werden die Tiere statistisch gesehen zu drei Prozent innerhalb der kommenden 300 Tage an der Virusmutante erkranken (voraugestzt, sie werden nicht mit FCoV-positiven Katzen vergesellschaftet). Liegt dagegen der Titer über 100, werden sie zu 10,7 Prozent krank.
Das liegt daran, dass Tiere mit hohem Virusload eine höhere Mutationswahrscheinlichkeit haben.« Quelle: Vet-magazin.com)

Das heißt mit anderen Worten, dass von 10 Katzenkindern mit einem AK-Titer
> 1:100 eines innerhalb des ersten Lebensjahres an FIP sterben wird. Oder noch anders ausgedrückt, 5 -10 von hundert Jungtieren sind nach einem Jahr an FIP gestorben.
Nimmt man einen normalen Hobbyzüchter, dessen Zuchttiere ständig Titer um die 100 oder höher haben, bei dem durchschnittlich 4 Würfe a 4 Babys im Jahr fallen, so hat er statistisch gesehen jedes Jahr ein an FIP gestorbenes Katzenkind zu beklagen.

Laut Laboklin sind Tiere mit einem Titer >400 in der Regel Ausscheider.

Statistik Laboklin >>

weiter zuTeil II: Züchtermärchen >>

Fip ist eine Infektionskrankheit (Teil IV)

Für Liebhaber

Wenn Sie Teil I noch nicht gelesen haben, gelangen Sie hier zu Teil I >>

Liebhaber gehen in der Regel davon aus, dass Katzen aus seriöser Zucht gesund sind. Das schließt auch das Nichtvorhandensein potentiell tödlicher Infektionen ein.

Leider ist das zumindest bezüglich des FIP-Erregers eine trügerische Sicherheit, denn die allerwenigsten Zuchten testen überhaupt auf diesen Erreger, weil sie (leider zu Recht) davon augehen, dass auch die allermeisten anderen Zuchten den Erreger endemisch in ihrem Bestand haben.

Was können Sie als Liebhaber tun?

  • Fragen Sie nach Testergebnissen der Eltern oder PCR-Kotests (incl. FCoV) der Kitten.
  • Wenn keine gemacht werden, können Sie so gut wie sicher sein, dass der Bestand incl.Kitten nicht FCoV-frei ist.
  • Wenn Sie eine FCoV-freie Cattery gefunden haben und dort ein Kitten kaufen, sollte ein Katzenkumpel aus einer ebenfalls freien Cattery stammen.
  • Wenn Sie bereits eine oder mehrere Katzen haben, lassen Sie diese vor Einzug des Neuen testen.
  • Ist ihre vorhandene Katze FCoV frei, dann kann das neue ebenfalls FCoV-freie Kitten unbesorgt einziehen. Ist ihre Katze positiv aber selbst noch nicht lange bei Ihnen, verschieben Sie den Zukauf einige Monate. Ihre Katze hat gute Chancen, wieder virusfrei zu werden. Sie sollten nach 3 Monaten nachtesten.
  • Sie müssen sich darüber klar sein, dass bei Einzug eines FCoV-positiven Kittens nicht nur dieses selbst gefährdet ist, FIP zu entwickeln, sondern auch ihre vorhandene, bis dahin virusfreie Katze. Wollen Sie das?
  • Ist ihre Katze positiv und schon länger als ein Jahr bei Ihnen, ist die Warscheinlichkeit hoch, dass sie ein chronische Virusträger und -ausscheider ist. In diesem Falle sollte kein virusfreies Kitten bei Ihnen einziehen. Es wäre unfair, das neue Kitten der Gefahr einer potentiell tödlichen Infektion auszusetzen. In diesem Falle sollte ein Neuzugang selbst auch Virusträger sein und im Idealfall älter als 2 Jahre. Dann ist die FIP-Gefahr weniger hoch als für ein Kitten. Einem bereits infizizierten Kitten nehmen Sie natürlich in Gesellschaft eines chronischen Virusausscheiders die Möglichkeit, selbst duerhaft virusfrei zu werden. Es gibt die Vermutung, dass das FIP-Risiko bei Reinfektion noch weiter erhöht wird.

Sie haben jetzt Katzen, die frei vom Felinen Coronavirus sind. Ist jetzt jede Gefahr gebannt? Natürlich kann man sich jede Infektion auch einschleppen und sei es beim Tierarztbesuch. Diese Gefahr ist aber sehr gering.

Nur eines dürfen Sie nicht: Eine weitere Katze ungetestet bzw. positiv getestet in ihr Heim aufnehmen.

Ist FIP heilbar?

Man muss erleichert feststellen, dass inzwischen eine Droge gefunden ist, die FIP heilen kann. Die Heilungsqute ist sehr hoch. Nur leider hat die Sache zwei Haken:

  1. Das Mittel ist nicht zugelassen und der Lizenzinhaber hat auch nicht die Absicht, es zuzulassen. Daher kann ihr Tierarzt es nicht verordnen. Es wird als Raubkopie aber in China produziert und in viele Länder, auch nach Deutschland, über den Schwarzmarkt importiert. In einigen Ländern darf ein verwandtes, für Menschen zugelassenes Medikament, REMDESIVIR, umgewidmet werden. In Deutschland ist das nicht der Fall. Wer sich also das Medikament (in Spritzen- oder Tablettenform) besorgt, bewegt sich in einer rechtlichen Grauzone und die, die als Vermittler wirken, machen sich strafbar, In den Niederlanden gab es schon entsprechende Verhaftungen. Auch der Tierarzt darf das Medikament nicht verabreichen, auch wenn Sie es selbst besorgt haben. Er würde seine Aprobation riskieren.
  2. Es ist noch immer sehr teuer. Rechnen Sie mit mehreren Tausend Euro, je nach Gewicht der Katze und FIP-Form. Es muss 12 Wochen lang täglich verabreicht werden.

Dennoch wählen verständlicherweise viele verzweifelte Besitzer diesen Ausweg. Leider zeichnen sich Tendenzen ab, dass die Zahl der Rückfälle zunimmt. Als mögliche Ursachen werden genannt:
– nicht standartisierter Reinheitsgrad der Schwartmarkt-Drogen
– evtl. auch erste Resistenzen des Felinen Coronavirus gegen das Mittel.

Bundestierärztekammer zu GS-441824 zur FIP-Behandlung
Bundestierärztekammer ausführich zu GS

Absicht oder Ahnungslosigkeit?

Mehrfach auf Homepages von Zuchtanfängern gesehen:

  • DNA tests: PKD and HCM – negativ N/N
    Diese Tests sind völlig ohne jeden Aussagewert!

    Wissen diese Züchter wirklich nicht, dass der HCM-Gentest lediglich EINE von einer Vielzahl möglicher, manchmal aber nicht immer HCM auslösender Mutationen identifiziert, die zu allem Überfluss bisher ausschließlich bei Maine Coons gefunden wurde? – Der Test ist bei Main Coons also allenfalls ergänzend zum Herzultraschall brauchwar, bei Sibirischen Katzen aber absolut wertlos.Wissen diese Züchter wirklich nicht, dass der PKD-Gentest lediglich die Perser-PKD identifiziert, also nur bei Persern und deren Abkömmlingen mit dieser speziellen PKD-Form greift. Sprich: Auch PKD-kranke Sibirische Katzen sind nach diesem Test meist „PKD-frei“. Dafür gibt es leider eine ganze Reihe von Beweisfällen.

    Beide Erkrankungen sind bei Sibirischen Katzen ebenso wie bei den anderen Waldkatzenrassen und auch Hauskatzen, sowie der Mehrzahl anderer Rassen nur durch Ultraschall und zwar beim Spezialisten diagnostizierbar.

  • Blood group: A/A- kein Träger des B alleles
    Ebenfalls ein Test ohne jeden Aussagewert bei Sibirischen Katzen.
    Der Gentest liefert bei Sibiriern und einigen anderen Rassen keine sicheren Ergebnisse.
    Bei Sibirischen Katzen ist nur die Blutgruppe mit normalem serologischen Bluttest feststellbar, aber nicht, welche Blutgruppe die Katze rezessiv trägt.
  • proBNP – normal
    Das mußte ich tatsächlich erst mal googeln.
    Es handelt sich um einen Maker der bei Herzinsuffizienz erhöht sein kann. In der Humanmedizin nutzt man ihn als diagnostische Möglichkeit bei Anzeichen von Herzinsuffizienz, wenn ein Herzultraschall beim Spezialisten nicht sofort möglich ist. Statistisch gesehen erkennt man über den Maker weniger Herzinsuffizienzen als über den Ultraschall und über die Ursache einer Herzinsuffizienz sagt er NICHTS aus. Er ersetzt also kein CM-Screening per Ultraschall bei Zuchtkatzen.

Stellt sich natürlich die Frage, warum Züchter völlig sinnfreie Tests machen lassen bzw. ihre Homepage mit nutzlosen Befunden vollpflastern.
Zu Gunsten des Züchters könnte man natürlich annehmen, er wüsste es wirklich  nicht besser und wäre von seinem Tun überzeugt. In diesem Falle allerdings müsste er eigentlich zuerst sich selbst und dann die betreffenden Züchter fragen, warum erfahrene Züchter all diese Tests nicht machen lassen und statt dessen ihre Zuchtkatzen regelmäßig zum Ultraschall auf Herz und Nieren zum Spezialisten schleppen.

Man könnte natürlich auch böswillig gezielte Desinformation der Kitteninteressenten unterstellen. Die Züchter selbst sind dann mit ihren Testergebnissen nicht in der Gefahr, dass etwas gefunden wird. Sollte später mal was sein, wäscht man seine Hände in Unschuld, denn man ließ ja testen. Die Kitteninteressenten aber wiegen sich in trügerischer Sicherheit: Ach was ist dieser Züchter doch engagiert für erbgesunde Zuchttiere.

FIP ist eine Infektionskrankheit Teil III

Wenn Sie Teil I noch nicht gelesen haben, gelangen Sie hier zu Teil I >>

Eine coronavirusfreie Zucht – ein unrealisierbarer Traum?

Die schlechte Nachricht:
Es ist fast unmöglich, eine coronafreie Katze für die Zucht zu kaufen.
Und noch eine schlechte Nachricht:
Wenn Sie erst eine große Zucht mit vielen Katzen haben, ist eine Sanierung nahezu unmöglich, es sei denn Sie haben einen großen Kreis tierlieber Freunde und Verwandte, die noch keine eigene Katze haben.

Die gute Nachricht:
Die meisten Katzen sind in der Lage, das Coronavirus vollständig wieder los zu werden, genau wie wir z.B. Grippeviren. Nur ca. 13% der Katzen bleiben dauerhaft Virusträger, sofern Neuinfektion vermieden wird. Diese Katzen sind verantwortlich für die ständige Reinfektionskette in größeren Katzenhaltungen.
Dies ist die Auffassung von Dr. Addie, eine der renomiertesten Forscherinnen zum Thema und auch der aktuelle Forschungsstand der Universität Glasgow.

Leider gibt es noch weitere schlechte Nachrichten:
Wenn Sie sich zu dem hier beschriebenen Vorgehen entschließen, müssen Sie das hier beschrieben Prozedere bei jedem neu zugekauften Zuchttier durchziehen. Das ist aber im Grunde kein Problem, denn jeder Züchter, der weiß, was er tut, setzt einen Neukauf ohnehin in Qarantäne und macht alle nötigen Tests.
Ein echtes Problem ist, dass Sie nur in coronafreie Zuchten zum Fremddecken gehen oder selbst ihren Kater zur  Verfügung stellen können. Aber auch hier gilt: Fremddeckungen sind auch im Hinblick auf andere Infektionen gefährlich.

Was tun wenn sie ganz neu eine Zucht aufbauen wollen und diese coronavirusfrei sein soll?

Idealerweise haben sie seit mehr als 3 Monaten keine Katze.
Sollten Sie doch eine Katze haben, so lassen Sie diese Katze mit einem Bluttest auf Antikörper gegen Coronaviren testen und per Kotprobe auf Virusausscheidung testen, egal, ob es ein Kastrat oder Ihre erste Zuchkatze ist.

 Am besten, sie lassen auch gleich alles Andere testen, was in einer Zucht zum Problem werden könnte, denn äußerliche Gesundheit ist nicht gleichbedeutend mit Erregerfreiheit:

  1. Blut: (Antikörper)
    – Coronavirusantikörper (oft eigentlich fälschlich FIP-Test genannt)
    – FIV
    – Leukose (nur bei ungeimpften Katzen)
  2. Kot: (PCR)
    – Würmer (kann bei ordentlicher Entwurmung auch wegfallen; jede zugekaufte Katze sollte als erstes entwurmt werden, egal was der Züchter sagt)
    – Giardien
    – Kokkzidien
    – Durchfallbakterien
    – Coronavirus
  3. Augenabstrich
    – Chlamydien
    – Herpesvirus
  4. Backenabstrich
    – Calcivirus
  5. Nasenabstrich
    – Mykoplasmen
  6. Bei Verdacht auch Hautgeschabsel für Test auf Pilz

Hier beispielhaft das Untersuchungsanforderungsformular von LABOKLIN, mit den nötigen „Kreuzchen“ >>

Wenn alles negativ ist, kann es los gehen mit der Suche nach dem ersten (oder zweitem) Zuchttier.

Wenn irgend etwas positiv sein sollte:
Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt, erkundigen sie sich aber auch direkt beim untersuchenden Labor über Behandlungsmöglichkeiten. Die haben die neuesten Therapieempfehlungen. Einige Infektionen können Katzen auch selbst überwinden. Dazu gehört auch die Coronavirusinfektion. Erkundigen Sie sich auch, ab wann eine Nachtestung sinnvoll ist. Wenn auch nach Monaten noch ein Nachtest positiv ist, sollten Sie Ihre Zuchtpläne(zumindes die von einer coronavirusfreien Zucht) begraben oder Sie müßten sich von Ihrem Liebling trennen.

Wir nehmen hier mal an, alle Tests sind negativ. Das ist die erste Katze in Ihrem coronafreien Bestand und wenn sie unkastriert ist, auch Ihre erste Zuchtkatze.

Jetzt beginnt die Suche nach Zuchtkatze Nr. 2:

Idealerweise finden Sie einen Züchter, der eine coronavirusfreie Zucht hat und dies auch mit einem aktuellen Test der Mutter belegen kann. Vor allem in Russland bemühen sich neuerdings Züchter darum. In russischen Catterys ist das oft einfacher, als bei uns, weil es oft kollektive Catterys sind, wo die Zuchttiere in Kleinstgruppen oder gar allein in verschiedenen Haushalten leben.
Sollte das Kitten aus eine coronafreien Zucht stammen, achten Sie darauf, dass es, falls aus Russland, nicht mit  Kitten aus anderen Zuchten zusammen transportiert wird, sonst kommt es frisch infiziert bei Ihnen an.

Ansonsten verlangen Sie wenigstens eine aktuelle Titerbestimmung bei der Mutterkatze. Sollte die einen Titer haben, der höher als 1:100 (oder beim neuen ELISA > 11) liegt , dann sollte man überlegen, ob man dort kauft, denn dann ist sie ganz sicher auch aktuell Virusausscheider und das Kitten ist ganz sicher infiziert, wenn es zu Ihnen kommt.

Nur wenige Züchter werden sich überhaupt darauf einlassen, ein Kitten direkt zu testen.
Ein solcher Test ist frühestens ab vollendeter 14. Lebenswoche sinnvoll, um falsch-negative Ergebnisse zu vermeiden. Da die allermeisten Kitten ohnehin positiv sind und man sowieso selbst das komplette Testprogramm durchziehen muss, kann man auch komplett darauf verzichten. Persönlich würde ich allerdings kein Corona-positives Kitten mehr kaufen. Die Quarantänezeit kann sehr lang sein und das Ergebnis ist unsicher.

Soll man versuchen, Verträge mit Rückgabeklauseln abzuschließen?
Nun ja, kein Züchter kann monatlich alle seine Zuchtkatzen volles Programm testen lassen. Ich beschränke mich daher auf die Garantie der klinischen Gesundheit, die man auch in jedem Kaufvertrag mit Liebhabern vereinbart, + dem entsprechenden aktuellen Gesundheitszeugnis.
Katzenzucht ist nun mal kostenintensiv und risikobehaftet. Generell ist ein Geschäft unter Züchtern ein Geschäft auf Augenhöhe, bei dem jeder sein Risiko selbst trägt.

Kittenauswahl unter gesundheitlichem Aspekt:
Idealerweise gibt es vom Kitten wöchentliche Bilder. Achten sie auf Anzeichen für Krankheit:
– schwimmende Augen
– hängender Bart
– ständig Schmutzkruste an der Nase (Zeichen für Fließschnupfen)
Fordern Sie ein aktuelles, möglichst genaues Gesundheitszeugnis bei Übergabe.
Kaufen Sie kein Kitten mit hohem Ahnenverlustkoeffizienten. Solche Katzen haben ein schwächeres Immunsystem. Das kann man überprüfen, indem man für die ersten 5 Generationen ausrechnet, wie viel Prozent der Ahnen doppelt auftauchen.

Quarantäneraum:

Bevor das Kitten bei Ihnen eintrifft, bereiten sie eine Quarantänemöglichkeit vor.
Wenn es wirklich ihre erste und einzige Katze ist, reicht Toilettenhygiene und entsprechende Wartezeit vor Einzug eines weiteren Tieres normalerweise aus.
Ansonsten wäre die Unterbringung in einem fremden, katzenlosen Haushalt (Famlie, Freunde) am einfachsten.
Aber meist müssen Sie als Züchter eine Quarantäneraum einrichten. So ein Raum gehört idealerweise sowieso zu einer seriösen Zucht.
Man braucht ihn:
– für Neukäufe
– falls ein Tier sich eine ansteckende Krankheit eingefangen hat
– für Katzen, die vom Fremddecken wieder kommen
– für Tiere die auf Ausstellung waren
– zur zeitweiligen Separierung um eine unerwünschte Deckung zu verhindern

Ein solcher Raum sollte:
– möglichst abseits liegen (z.B. Dachgeschoss, ausgebauter Keller, Nebengebäde, Gartenhaus, Wintergarten)
– eine Schleuse haben
– gut zu reinigen sein
– gut belüftbar mit vernetztem Fenster sein
– nur waschbare, möglichst kochfeste Textilien haben. Was nicht kochfesst ist, wird am besten mit saugfähigen Wegwerf-Hygieneunterlagen abgedeckt
– einen schönen Kratzbaum und Schlafplätze haben
– und natürlich zwei Katzenklos

Die Schleuse brauchen Sie, um direkt vor die Tür eine Desinfektionsmatte legen zu können und um Schuhe und Kleidung zu wechseln und die Hände zu desinfizieren.
Ich ziehe zum Betreten des Raumes einfach einen langen weißen Kittel über. Auf die Haare kommt eine Mütze und an die Füße hohe Gummistiefel.
Vor Betreten des Raumes ziehen Sie sich an und nach Verlassen des Raumes betreten Sie mit den Stiefeln zuerst die Desinfektionsmatte, dann ziehen Sie Stiefel und Kittel aus und desinfizieren Ihre Hände.

Futterschüsseln:
Benutzen Sie für den Quarantäneraum eigene Futterschüsseln, die Sie nach Benutzung sofort kochend heiß auswaschen. Auch Einmal-Geschirr ist eine Option.

Katzentoilette:
Legen Sie eine entsprechend große, saugfähige Wegwerf-Hygieneunterlage hinein und geben sie nur eine dünne Schicht Katzenstreu drauf.
Nach jedem Füttern reinigen Sie die Katzentoilette mit eigenen Gerätschaften und ein mal täglich nehmen Sie die komplette Einlage samt Streu raus, desinfizieren das Klo und richten es neu ein. So vermeiden sie ständige Reinfektion.

Raumreinigung:
Katze kommt während dessen in eine eigene Transportbox und in die Schleuse.
Fußboden täglich kochend heiß durchwischen und desinfizieren. Kratzbaum mit Sprühdesinfektionsmittel behandeln.
Achtung: je nach dem, welche Erreger Sie bekämpfen müssen, können unterschiedliche Desinfektionsmittel nötig sein.
Eine hochwertiger Dampfreiniger kann hilfreich sein.
Wenn der Raum nicht zu groß ist, ist das alles in Minuten erledigt.
Die Katze kommt an:

Sie bezieht sofort und ohne Umwege den Quarantäneraum.
Füttern Sie die Quarantäne-Katze stets als Letzte.
Gehen Sie mit ihr am nächsten Tag zum Tierarzt und veranlassen Sie neben einer allgemeinen klinischen Untersuchung die nötigen Probeentnahmen.
Kreuzen Sie am besten gemeinsam mit dem Tierarzt die gewünschten Tests auf dem Laborbogen, damit nichts vergessen wird.
Danach kommt die Katze wieder in ihr Separee.

Die Ergebnisse sind nach ca. einer Woche da:
Nutzen Sie die Wartezeit, um die ohnehin nötige Kotprobe zu sammeln.
Am besten läßt man sich vom Tierarzt 3 Proberöhrchen geben. Man nimmt 3 Tage lang jeden Tag in einem separaten Röhrchen eine frische Kotprobe, die gekühlt werden  muss und gibt am 3.Tag den Untersuchungsauftrag. Am besten hat man nur eine Hygieneauflage im Klo, denn anhaftende Streu kann das Ergebnis verfälschen.

Coronavirus-Antikörpertiter (FIP):
– negativ ; je nach untersuchendem Labor steht „negativ“ drauf, oder Titer <1:25 oder <1:10
Im ELISA-Test sollte der Titer optimalerweise < 9, sein, mindestens aber > 11
Fein: Ihre neue Katze kann jetzt zur vorhandene Katze in Ihre Wohnung umziehen, sobald auch alle Ergebnisse der Kotprobe da und negativ sind.

– FIP-Titer = 1:100
Ihre Katze ist zwar infiziert, aber schon dabei, die Infektion zu überwinden. Ob tatsächlich noch Viren im Körper sind, kann man nicht mit Sicherheit sagen.
Die Kotprobe wird aber häufig auch eine Virusausscheidung (meist geringgradig) ausweisen oder auch gar keine mehr.

– FIP-Titer höher oder gar erheblich höher
Ihre Katze ist infiziert und die Virusvermehrung im Körper ist noch in vollem Gange. Das Immunsystem reagiert auf Virusvermehrung mit verstärkter Bildung von
Antikörpern. Deshalb ist der Messwert so hoch. Die Kotprobe wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls starke Virusausscheidung bestätigen.
Jetzt müssen Sie die Quarantäne besonders sorgfältig einhalten.
Wenn die Befunde sonst keine anderen Infektionen ergeben haben, sind die Chancen  gut, dass Ihre Katze in der Quarantäne die Coronavirusinfektion komplett überwindet.

Warum die Qarantäne auch für die neue Katze gut ist:
Wenn bereits Katzen im Haushalt vorhanden sind, profitieren nicht nur diese von der Quarantäne der Neuen, sondern auch diese selbst.
Der Quarantäneraum ist auch ein geschützter Raum. Das Zusammentreffen mit unbekannten Katzen oder auch Hunden ist purer Stress für eine Katze und genau den kann eine womit auch immer infizierte Katze nun gar nicht gebrauchen. Stress jeglicher Art belastet das Immunsystem und gibt Viren bessere Chancen, sich zu vermehren.
Darum sollten auch noch ausstehende Impfungen verschoben werden. Impfungen sind ja abgeschwächte Krankheitserreger, mit denen sich das Immunsystem auseinandersetzen muss – Kapazitäten, die dann der Abwehr der Coronainfektion fehlen. In der Quarantäne ist die Möglichkeit, dass sich ihre Katze mit irgend was infiziert, sehr gering. Ist der Titer schon niedrig, sollte man aber impfen.
Wann nachtesten?
Die meisten Katzen überwinden eine Corona-Infektion binnen 3 Monaten. Das ist der richtige Zeitpunkt.
Denken Sie daran, dass auch ein Tierarztbesuch nebst Blutabnahme Stress für die Katze ist.
Also lassen Sie die nächste Titerbestimmung erst nach 3 Monaten machen.

Ist der Titer bereits negativ, kann die Katze zu der oder den Anderen.

Oft wird noch ein „Resttiter“  messbar sein. Auf jeden Fall sollte der Titer seit der erstem Messung deutlich gefallen sein.
Sollte der Titer noch immer hoch sein, wird es wohl besser sein, die Katze abzugeben. Eventuell können Sie sie ja bei Freunden oder Verwandten einquartieren und nach weiteren 6 Monaten noch mal nachtesten lassen. Eventuell bleibt nur der Verkauf als Liebhabertier. (Dabei müssen Sie kein schlechtes Gewissen haben, denn die übergroße Mehrheit der Tiere, die andere Züchter verkaufen, sind auch Corona-Träger)

Ist der Titer deutlich gefallen (auf höchstens 1:100) lassen Sie sich vom Tierarzt   12 Kotteströhrchen geben und nehmen 4 Wochen lang jede Woche die beschriebene Sammelkotprobe. Wenn die Katze über diese 4 Wochen kein Mal Virusausscheidung hat, ist recht sicher , dass sie kein virusträger mehr ist.
Zu viel Aufwand? Zu teuer? Ach, die arme Katze?
Auch für die Katze selbst sinkt durch die behütete Quarantäne die Gefahr,  FIP zu entwickeln. Und lieber eine Katze, die eine Zeit lang etwas einsam ist als eine tote Katze oder später Kitten, die an FIP sterben, nebst der geschockten Besitzer.

Kann man sich das Coronavirus nicht viel zu leicht wieder einfangen, und dann war alles umsonst?
Das Coronavirus schleppt man sich mit dem Kauf  einer infizierten Katze ein, nicht an den Schuhen. Hauptinfektionsquelle ist der Kot. Freigänger aber vergraben ihren Kot.
Der Garten sollte bei Katzenzüchtern gegen das eindringen fremder Katzen gesichert sein.

Und Ausstellungen? – Sind für Infektionen jeder Art ein Umschlagplatz.
Im Bezug auf den Verbreitungsweg des Coronavirus ist die Gefahr aber gering. Ein eigener Ausstellungskäfig und der Besuch am Sonnabend statt Sonntag verringert die Restgefahr weiter. Zusätzlich kann man zum Richten Wegwerfunterlagen mitnehmen.

Sowohl auf Ausstellungen als auch generell sollte es für Züchter eine Selbstverständlichkeit sein, weder die eigenen Katzen anfassen zu lassen, noch selbst fremde Katzen anzufassen. Auch da ist die Gefahr der Übertragung von Katzenschnupfen ungleich größer als für Coronaviren.

Kittenverkauf
Jeder kompetente Tierarzt und jedes Labor wird Züchtern als Grundsatz nennen:
Coronavirus-negative Katzen nur in negative Bestände und coronavirus-positive Katzen  nur in positive Bestände.“
Das erste geschied zum Schutz der bis dato gesunden Katze. Es wäre genau so leichtfertig, so eine Katze der sicheren Infektion  und damit der Gefahr, an FIP zu erkranken, auszusetzen, wie es fahrlässig wäre, sein gesundes Kind auf eine Masenparty zu schleppen und damit nicht nur die Masen, sondern wenn es dumm läuft, einer potentiell tödlichen Hirnhautentzündung auszuliefern.
Das zweite geschied zum Schutz des gesunden Bestandes.

Für die Abgabe in eine andere Zucht heißt das: Wir fordern den Nachweis ein, dass die Zucht, die ein Kitten von uns möchte, negativ ist.

Abgabe an Liebhaber:
Fragen Sie grundsätzlich nach Krankheitsgeschichten der vorhandenen und kürzlich gestorbenen Katzen – auch im Hinblick auf andere Infektionen. Oft kann eine z.B. Herpesträger sein. das ist für ein geimpftes Kitten keine tödliche Erkrankung, aber der neue Besitzer sollte wissen, dass seine klinisch gesunde aber Herpesträger- Altkatze bei einem umzugsgestressten Kitten mit noch nicht abgeschlossener Grundimmunisierung einen Katzenschnupfen auslösen kann.
Generell sind Katzen in Liebhaberhaushalten, die dort schon länger leben, meist coronavirenfrei, weil sie in kleinen Beständen von 2 Katzen in den allermeisten Fällen das Virus bereits eliminiert haben. Es muss also bei entsprechender Vorgeschichte nicht immer unbedingt getestet werden.
Sollte eine Katze dort an FIP gestorben sein, fordern wir eine dreimonatige Wartezeit und danach einen Antikörpertest der evtl. noch vorhandenen Katze. Geben Sie nicht zu belegt positiven Katzen.
Wenn zwei Katzen angeschafft werden sollen, geben Sie möglichst Geschwister ab, bzw. zwei Katzen aus Ihrem Bestand. Kommt das zweite Kitten aus einer anderen Zucht, sollte diese negativ sein.

weiter zu Teil IV (für Liebhaber) >>

FIP ist eine Infektionskrankheit Teil II

Wenn Sie Teil I noch nicht gelesen haben, gelangen Sie hier zu Teil I >>

Züchtermärchen:

Der Durchseuchungsgrad mit dem Coronavirus in Zuchten liegt bei ca. 80%.
Neuzüchtern ist das Problem in der Regel überhaupt nicht bewusst.
Mit viel Freude haben sie ihre ersten Zuchtkatzen gekauft, mit Gesundheitszeugnis natürlich. Die Katzen sind auch gesund und munter, die Zucht läuft gut an, die ersten Würfe kommen zur Welt, wachsen auf, ziehen zu glücklichen neuen Besitzern. Alles ist gut.
– Bis den Jungzüchter eines Tages ein verzweifelter  Anruf erreicht:
Cäsar, gerade 6 Monate alt hat FIP und wird sterben.
Der Tierarzt, der Cäsar behandelt, sagte Cäsars’ Besitzerin, dass dies (die FIP) offensichtlich etwas war, das Cäsar vom Züchter mitgebracht haben muss.
Der Jungzüchter ist wie vor den Kopf geschlagen. Seine Katzen sind doch gesund? Er recherchiert über die Krankheit.
Können seine Zuchtkatzen die Krankheit dennoch in sich tragen? Werden sie auch sterben? Wird Carla sterben, das Schwesterchen, das mit Cäsar zusammen ausgezogen ist?  Kann sie die Katzen irgendwie testen? Sollte sie sie voneinander separieren? Ist FIP gar erblich?
Unser Jungzüchter ruft die Züchter seiner Katzen an.  Er will wissen, ob er seine Zuchtkatzen womöglich schon infiziert gekauft hat.
Aber alle Züchter, die der Jungzüchter anruft, wiegeln ab:

  • Alle Züchter erklären ihm, dass praktisch alle Katzen das Coronavirus hätten.
    Stimmt nicht:
    In Zuchten sind es ca. 80%, bei Freigängern nur ca. 10%. Woher kommt dieser Unterschied? – Raten Sie mal.
  • Alle Züchter erklären ihm, dass das Coronavirus doch völlig harmlos wäre, allenfalls bei Erstinfektion leichten Durchfall auslöse und folglich eine Infektion kein Mangel wäre. Das Coronavirus gehöre heute quasi zur Grundausstattung einer Katze und es würden doch nur 5 % aller infizierten Katzen FIP entwickeln.
    Wie man eine Infektion, an der eine von 10-15 infizierten Katzen stirbt, für harmlos erklären kann, muss mir mal jemand erklären.(Medikamente sind noch immer nur über den #schwarzmarkt beziehbar, nicht über Tierärzte)
  • Das normale Coronavirus löse keine FIP aus, sondern nur eine bestimmte Mutation, die in der Katze entstehe. Das passiere aber nur manchmal.
    Stimmt:
    Aber ehrlich. Das ist mir als trauerndem Besitzer doch egal. Fakt ist, dass eine nicht mit dem Coronavirus infizierte Katze keine FIP bekommen kann, eine infizierte aber schon. Auch, wenn es nur einige trifft.
  • Die Coronainfektion wäre eine Art Kinderkrankheit. Je früher die Kitten infiziert würden desto besser. Sie hätten dann Antikörper, die sie lebenslang schützen würden.
    Stimmt leider nicht.
    Anders als z.B. durchgemachte Masern bei Menschen, hinterlässt eine überwundene Coronainfektion keine lebenslange Immunität, sondern nur für wenige Monate. Dann bauen sich die Antikörper im Blut wieder ab, sichtbar am fallenden Antikörpertiter. Die Katze kann sich erneut infizieren.Und was ist überhaupt mit den Kitten, die nicht mit der Infektion fertig werden?
    Unvermeidbare Kolateralschäden? Die meisten Katzen sterben  in Folge der Erstinfektion an FIP. Das Immunsystem der Kitten ist noch  nicht ganz ausgereift. Zudem wird es stark belastet durch Impfungen, Umzug, Kastration.
    Aber das passiert ja dann nicht im Züchterhaushalt, sondern erst beim neuen Besitzer. Wie beruhigend.
  • Titermessungen im Züchterhaushalt?
    Wozu?
    Es hätten ja sowieso alle Katzen einen Titer.
    Stimmt nicht. Siehe oben.
  •  Die Höhe des Titers wäre unerheblich und sage gar nichts aus.
    Stimmt nicht.
    Die Höhe des Titers gibt Anhaltspunkte, ob die Katze gerade eine akute Virämie durchmacht und mit welcher Wahrscheinlichkeit sie infektiös ist.
    Bei einem Titer über 1:100 muss man mit Virusausscheidung rechnen. Bei einem Titer von 1:400 und höher ist Virusausscheidung sicher. Das bedeutet nicht, dass diese Katzen jemals an FIP erkranken werden. Sie stecken aber Jungtiere im Züchterhaushalt an und sind die Ursache, dass Kitten schon mit dieser Belastung ins neue Zuhause ziehen. Ausscheider gehören nicht in einen Zuchtbestand. Nur als  Mittel zur Diagnose FIP ist der AK-Titer aber in der Tat ungeeignet.
  • Auch Katzen mit negativem Titer könnten Virusträger sein, also wozu testen?

     
    Stimmt nicht.
    In einer Zucht testen wir klinisch gesunde Katzen. Eine gesunde Katze mit negativem Titer ist kein Virusträger .
    – einzige Ausnahme: Sie hat sich gerade erst infiziert und befindet sich noch in der Inkubationsphase.
    Ansonsten kann nur eine totkranke Katze im Endstadium einer FIP-Erkrankung  ausnahmsweise einer negativen oder sehr niedrigen Titer haben, weil alle Antikörper bereits gebunden sind. Aber diese Katze ist dann schon länger und erkennbar schwer krank und hatte zuvor einen hohen Antikörpertiter.
    Das Testen macht also durchaus, auch und gerade in Zuchten Sinn.
  • Es wäre sowieso sinnlos, seine Zucht coronafrei zu bekommen, weil man sich das Virus jederzeit an den Schuhen wieder in die Wohnung tragen könne.
    Stimmt nicht:
    Die Coronainfektion  wird hauptsächlich über den Kot infizierter Katzen übertragen. Freigänger sind aber recht selten infiziert und Katzen kacken anders als Hunde nicht auf Gehwege, sondern vergraben ihren Kot.
    Corona trägt sich Züchter gewöhnlich mit dem Kauf einer infizierten Katze in seine Zucht.

Unser Jungzüchter erfährt natürlich nur die Antworten der Züchterkollegen. E ist jetzt etwas beruhigter: Er kann nichts dafür. Dennoch wird er aus Betroffenheit Cäsars Besitzern kostenfrei ein Ersatzkitten geben. Sollte Cäsars Besitzer seinerseits ein Jungzüchter sein, wird er ihm das erzählen, was er von seinen Züchterkollegen erfahren hat.

Warum ist das so? Weil die Mehrheit der Züchter sich mit dem „Wissen“ begnügen, das sie von anderen Züchtern aufgeschnappt haben.
Andere recherchieren zwar, doch das Kind ist längst in den Brunnen gefallen. Auch sie haben versäumt, beim Aufbau ihrer Zucht neue Katzen zu testen und nur bzw. erst dann in den Bestand aufzunehmen, wenn sie coronafrei sind. Die Vogel-Strauß-Politik ist jetzt ihre Möglichkeit, das Problem zu verdrängen.

Unsere Geschichte geht aber noch weiter:
Die stille Post der Züchter hat weitergetragen, dass unser Jungzüchter einen FIP-Fall hatte. Nun ist die Botschaft auch bei Züchtern angekommen, von denen unser Jungzüchter keine Zuchtkatze gekauft hat, die, warum auch immer, unserem Neuzüchter und den Züchtern seiner Zuchtkatzen nicht gewogen sind.
Was die tratschen, wird irgend wann auch unserem Neuzüchter zugetragen:

  • Das wäre ja kein Wunder, bei DEN Linien, mit denen DER züchte. Da hätte es ja schon öfter FIP gegeben.
  • Manche Katzen bzw. ganze Linien würden die Disposition zu FIP vererben.
    Stimmt so nicht:
    Ob das Coronavirus bei seiner Vermehrung mutiert oder nicht, ist purer Zufall. Lediglich kann ein schwaches Immunsystem die Virusvermehrung an sich begünstigen.
    Das Immunsystem ist nicht von irgend einem Vorfahren ererbt, sondern einerseits das Ergebnis der Vielfalt der genetischen Ausstattung oder ungünstigsten Falls genetischer Verengung, andererseits der aktuellen Belastung.
    So kann man durch kluge Verpaarungen von Tieren die miteinander wenig verwandt sind und gute Aufzucht, Haltung und Gesunderhaltung der Katzen dafür sorgen, dass ihr Immunsystem mit einer Coronainfektion  schnell fertig wird und so das Risiko senken, aber dennoch kann auch eine planvoll gezüchtete, gut aufgezogene Katze Pech haben und FIP bekommen. und nicht vergessen: Auch eine schwache, kränkliche Katze bekommt kein FIP, wenn sie sich nicht zuvor mit dem Coronavirus infiziert hätte. Es stimmt aber offensichtlich, dass stark ingezüchtete Katzen anfälliger für FIP sind. Beispiele dafür sind Heilige Birmas und unter den Wildkatzen Geparden, deren Linien auf wenige Tiere zurück gehen. die körpereigene Abwehr solcher Tiere hat einfach auf Grund der schmalen genetischen Ausstattung weniger Reaktionsmöglichkeiten.

Unser Neuzüchter hat jetzt zwei Möglichkeiten:
a) Er läßt sich davon nicht beeindrucken, weil er zumindest begriffen hat, dass FIP keine Erbkrankheit ist, oder
b) er wendet sich nach dem Motto „Haltet den Dieb“ nun seinerseits gegen die Züchter seiner Katzen. Günstigsten Falls wechselt er einfach seine Zuchtkatzen aus – leider wieder, ohne beim Neukauf auf Corona zu testen, denn es waren ja die schlechten „Gene“ schuld.

So schließt sich der Teufelskreis.

Und jetzt? – Der Weg zu einer coronavirusfreien Zucht
FIP ist eine Infektionskrankheit Teil III >>

Deklarationen richtig lesen

Neulich klebte wieder einmal ein Gratispröbchen Feuchtfutter an der Katzenzeitung. Meine Katzen freut das immer, denn Stückchen mit Sößchen, das ist für sie wie Weihnachen. Kleine Sünden sind erlaubt. Aber warum gibt es das nicht immer, wenn’s doch schmeckt? – Tja, warum gibt man seinen Kindern nicht jeden Tag Pommes mit Mayo, wenn’s doch schmeckt.
Gucken wir uns genauer an, was uns da ins Haus gekommen ist. Vorn steht drauf: WISKAS Ragout in Gelee mit Huhn 1+ years 85g
Na das klingt doch gar nicht so schlecht, nach was lecker Gekochtem. Hmmm Ragout. Gelee ist ein weiter Begriff. Das kann alles sein von geliertem Fleischsaft bis zu mit Zuckercoleur gefärbtem Wasser mit Aromen. Da aus gepressten Formstückschen ehr selten natürlicher Fleischsaft austreten dürfte, tippe ich mal auf Letzteres. Aber wie dem auch sei, diese Gelee ist es, worauf meine Katzen fliegen – so sehr, dass die blankgeleckten Formstückchen für die Kumpel übrig bleiben, die nicht zur rechten Zeit gekommen sind. Ach ja, für unsere unsere Youngsters ist das nichts, laut Aufdruck. Warum eigentlich?
Haben Sie schon mal eine Maus mit Aufdruck „nur für Katzen ab 1 Jahr“ gesehen?
Aber laßt uns das Tütchen mal umdrehen, und schauen, was eigentlich drin ist in den Formstückchen – Huhn doch hoffentlich?

Zusammensetzung:
Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (22%, u.a. 4% Huhn) ,
pflanzliche Eiweissextrakte,
Zucker,
Mineralstoffe

Analytische Bestandteile:
Protein 12,5%‘
Fettgehalt 2,5
anorganischer Stoff 0,2%
Rohfaser 1,2%
Feuchtigkeit 83%

Zusatzstoffe:
ernährungsphysiologische Zusatzstoffe:
VitaminB1 29,4mg Vitamin D1 259 IE Vitamin E 19,6mg Calciumjodat wasserfrei 0,44mg Kupfersulfat Pentahydrat 6mg Eisensulfat Monohydrat 46,67mg Mangan-(II)-Sulfat-Monohydrat 8,75mg Zinksulfat-Monohydrat 61,54mg
Technologische Zusatzstoffe:
Cassia-Gum 2800mg

Fangen wir mit der Zusammensetzung an: Was fällt als Erstes auf?
Wenn der Tütcheninhalt in % angegeben ist, muss die Summe 100% ergeben. Das ist logisch und wird im Normalfall auch so gemacht. Was im Normalfall auch üblich ist: Das, wovon am meisten drin ist, steht an erster Stelle. Wenn hier von dem, wovon am meisten drin ist, Fleisch und tierische Nebenprodukte, nur 22% ausmacht, wird man fragen dürfen, ob der ganze Rest von immerhin 78% ausschließlich aus dem Aufgeführten besteht. Da Zucker und Mineralstoffe nur in wenigen Gramm also auch nur wenige Prozent zugesetzt werden können, bleiben die pflanzlichen Eiweissextrakte. Die können aber nicht über 75% ausmachen, denn dann müßten sie an erster Stelle aufgeführt sein. Sie können also im Höchstfalle 21% ausmachen. Und der Rest? Es ist anzunehmen, dass es sich um zugesetztes Wasser handelt, das nicht deklariert werden muss. Wir können also davon ausgehen, dass rund die Hälfte des Tütcheninhalts zugesetztes Wasser ist. Ach ja – das leckere Gelee.
Halten wir fest: Nicht einmal ein Viertel des Tütcheninhalts besteht aus dem, was Katzen normalerweise ausschließlich fressen: aus Fleisch und tierischen Nebenerzeugnissen. Wir erfahren nicht, wie hoch der reine Fleischanteil ist. Wenn die tierischen Nebenproduckte hochwertige Innereien wären, wäre das nicht wirklich ein Problem, aber es können genau so gut geringverdauliche minderwertige Stoffe sein – u.a. z.B. 4 % Hühnerfüße, womit dann das versprochene „mit Huhn“ erfüllt wäre, denn da steht nicht: 4% Hühnerfleisch.
Widmen wir uns dem Rest: pflanzliche Eiweissextrakte
Googelt man „pflanzliche Eiweissextrakte“, so findet man den Begriff nur bei der Deklaration von Hunde- und Katzenfutter. Eine offizielle Definition gibt es nicht. Es ist einfach ein verschleiernd beschönigender Ausdruck für das Gemüt der Tierhalter. Wenn man wie ich einmal Landwirtschaft studiert hat, weiß man, wovon wir reden: von Sojaextraktionsschrot, das wegen seines hohen Eiweissgehalts in der Tiermast und Milchproduktion eingesetzt wird und von Sojakuchen, einem Restprodukt der TOFU-Herstellung, das ebenfalls vorrangig zu Tierfutter verarbeitet werden.
Und die Analytischen Bestandteile?
Um die zu ermitteln, wird das Futter einer Laboranalyse unterzogen.
Protein 12,5 %
Das ist der Eiweissgehalt. 12,6% das klingt eigentlich ganz gut. Auch Fertigfutter ausschließlich auf Fleischbasis liegen im Schnitt zwischen 10 und 11,5%. Aber wieviel tierisches Eiweiss aus Fleisch kann ein Futter enthalten, dessen feste Bestandteile nur die Hälfte des Tütcheninhalts ausmachen und die wiederum nur zur Hälfte aus tierischen Produkten bestehen? Man kann getrost davon ausgehen, dass der Löwenanteil des Eiweisses im Futter aus den pflanzlichen Eiweissextrakten stammt. Pflanzliches Eiweiss ist aber für reine Fleischfresser schwer und nicht vollständig verdaulich. In der Landwirtschaft wird daher in Futterbewertunstabellen nie mit dem absoluten Proteingehalt gerechenet, sondern mit dem „verdaulichen Rohprotein“, dessen Wert aus ein und dem selben Futtermittel für die unterschiedlichen Tierarten variiert. Unter dem Strich bleibt es also völlig offen, ob die Katzen aus diesem Futter a) überhaupt genug Eiweiss ziehen können und ob b) alle essentiellen Aminosäuren überhaupt und wen ja auch ausreichend enthalten sind.
Fettgehalt 2,5%
Das ist gerade mal halb so viel wie die Bedarfswerte für Katzen. Vielleicht ist Fett ja zu teuer?
anorganischer Stoff 0,2%
Der Fachausdruck dafür heißt „Rohasche“. Das schreibt man aber lieber nicht, weil nicht landwirtschaftlich vorgebildete Käufer denken, die Hersteller würden Asche ins Futter mischen. Obwohl denen auch das zuzutrauen wäre, ist das aber nicht der Fall. Der Wert gibt lediglich an, wieviel Asche übrig bleibt, wenn man das Futter vollständig verbrennt. Diese nicht brennbaren Reste sind mineralischen Ursprungs und für uns als Katzenhalter nicht wirklich relevant. Für Rinderzüchter dagegen zeigt ein auffallend hoher Rohaschegehalt an, dass das Futter mit Sand verunreinigt ist. Sand ist schwer und der Bauer bezahlt unter Umständen kiloweise Sand mit.
Rohfaser 1,2%
Rohfaser gibt es nur in pflanzlichen Stoffen. Ob Katzen daran überhaupt einen Bedarf haben, ist nicht eindeutig geklärt. Im Allgemeinen werden 1-2% im Futter als angemessen anegeben, womit der Rohfasergehalt dieses Futters akzeptabel ist. Rohfaser dient als unverdaulicherBallaststoff.
ernährungsphysiologische Zusatzstoffe:
Vitamine müssen bei Dosenfutter immer ergänzt gesetzt werden, weil hitzeenpfindlich. Da das auch für zugesetzte Vitamine zutrifft, dürfe bei reiner Fütterung aus der Dose/Tüte immer ein Defizit bestehen.
Technologische Zusatzstoffe:
Cassia Gum (E 499) ist ein Sojaextrakt, der im Tierfutter zur Geleeerzeugung (aha, da haben wir ja unser Gelee, also nix mit Fleischsaft) und als Stabilisator benutzt wird. In der menschlichen Ernährung wird er besonders für die Eisherstellung genutzt. Cassia Gum wird als gesundheitlich unbedenklich eingestuft, jedoch wird als Tageshöchstmenge für einem Menschen 3g angegeben. Annährend so viel ist in dem kleinen Katzenfuttertütchen, von dem man 3 täglich füttern muss, um eine mittelgroße Katze satt zu bekommen. Eine Katze, die nicht einmal 1/10 des Gewichtes eines Menschen hat, bekommt also die dreifache Tageshöchstmenge eines Menschen. Anzumerken ist allerdings, das Cassia Gum in den meisten Feuchtfuttern zugesetzt ist.

Fazit: Muss ich das wirklich noch schreiben?