Deklarationen richtig lesen

Neulich klebte wieder einmal ein Gratispröbchen Feuchtfutter an der Katzenzeitung. Meine Katzen freut das immer, denn Stückchen mit Sößchen, das ist für sie wie Weihnachen. Kleine Sünden sind erlaubt. Aber warum gibt es das nicht immer, wenn’s doch schmeckt? – Tja, warum gibt man seinen Kindern nicht jeden Tag Pommes mit Mayo, wenn’s doch schmeckt.
Gucken wir uns genauer an, was uns da ins Haus gekommen ist. Vorn steht drauf: WISKAS Ragout in Gelee mit Huhn 1+ years 85g
Na das klingt doch gar nicht so schlecht, nach was lecker Gekochtem. Hmmm Ragout. Gelee ist ein weiter Begriff. Das kann alles sein von geliertem Fleischsaft bis zu mit Zuckercoleur gefärbtem Wasser mit Aromen. Da aus gepressten Formstückschen ehr selten natürlicher Fleischsaft austreten dürfte, tippe ich mal auf Letzteres. Aber wie dem auch sei, diese Gelee ist es, worauf meine Katzen fliegen – so sehr, dass die blankgeleckten Formstückchen für die Kumpel übrig bleiben, die nicht zur rechten Zeit gekommen sind. Ach ja, für unsere unsere Youngsters ist das nichts, laut Aufdruck. Warum eigentlich?
Haben Sie schon mal eine Maus mit Aufdruck „nur für Katzen ab 1 Jahr“ gesehen?
Aber laßt uns das Tütchen mal umdrehen, und schauen, was eigentlich drin ist in den Formstückchen – Huhn doch hoffentlich?

Zusammensetzung:
Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (22%, u.a. 4% Huhn) ,
pflanzliche Eiweissextrakte,
Zucker,
Mineralstoffe

Analytische Bestandteile:
Protein 12,5%‘
Fettgehalt 2,5
anorganischer Stoff 0,2%
Rohfaser 1,2%
Feuchtigkeit 83%

Zusatzstoffe:
ernährungsphysiologische Zusatzstoffe:
VitaminB1 29,4mg Vitamin D1 259 IE Vitamin E 19,6mg Calciumjodat wasserfrei 0,44mg Kupfersulfat Pentahydrat 6mg Eisensulfat Monohydrat 46,67mg Mangan-(II)-Sulfat-Monohydrat 8,75mg Zinksulfat-Monohydrat 61,54mg
Technologische Zusatzstoffe:
Cassia-Gum 2800mg

Fangen wir mit der Zusammensetzung an: Was fällt als Erstes auf?
Wenn der Tütcheninhalt in % angegeben ist, muss die Summe 100% ergeben. Das ist logisch und wird im Normalfall auch so gemacht. Was im Normalfall auch üblich ist: Das, wovon am meisten drin ist, steht an erster Stelle. Wenn hier von dem, wovon am meisten drin ist, Fleisch und tierische Nebenprodukte, nur 22% ausmacht, wird man fragen dürfen, ob der ganze Rest von immerhin 78% ausschließlich aus dem Aufgeführten besteht. Da Zucker und Mineralstoffe nur in wenigen Gramm also auch nur wenige Prozent zugesetzt werden können, bleiben die pflanzlichen Eiweissextrakte. Die können aber nicht über 75% ausmachen, denn dann müßten sie an erster Stelle aufgeführt sein. Sie können also im Höchstfalle 21% ausmachen. Und der Rest? Es ist anzunehmen, dass es sich um zugesetztes Wasser handelt, das nicht deklariert werden muss. Wir können also davon ausgehen, dass rund die Hälfte des Tütcheninhalts zugesetztes Wasser ist. Ach ja – das leckere Gelee.
Halten wir fest: Nicht einmal ein Viertel des Tütcheninhalts besteht aus dem, was Katzen normalerweise ausschließlich fressen: aus Fleisch und tierischen Nebenerzeugnissen. Wir erfahren nicht, wie hoch der reine Fleischanteil ist. Wenn die tierischen Nebenproduckte hochwertige Innereien wären, wäre das nicht wirklich ein Problem, aber es können genau so gut geringverdauliche minderwertige Stoffe sein – u.a. z.B. 4 % Hühnerfüße, womit dann das versprochene „mit Huhn“ erfüllt wäre, denn da steht nicht: 4% Hühnerfleisch.
Widmen wir uns dem Rest: pflanzliche Eiweissextrakte
Googelt man „pflanzliche Eiweissextrakte“, so findet man den Begriff nur bei der Deklaration von Hunde- und Katzenfutter. Eine offizielle Definition gibt es nicht. Es ist einfach ein verschleiernd beschönigender Ausdruck für das Gemüt der Tierhalter. Wenn man wie ich einmal Landwirtschaft studiert hat, weiß man, wovon wir reden: von Sojaextraktionsschrot, das wegen seines hohen Eiweissgehalts in der Tiermast und Milchproduktion eingesetzt wird und von Sojakuchen, einem Restprodukt der TOFU-Herstellung, das ebenfalls vorrangig zu Tierfutter verarbeitet werden.
Und die Analytischen Bestandteile?
Um die zu ermitteln, wird das Futter einer Laboranalyse unterzogen.
Protein 12,5 %
Das ist der Eiweissgehalt. 12,6% das klingt eigentlich ganz gut. Auch Fertigfutter ausschließlich auf Fleischbasis liegen im Schnitt zwischen 10 und 11,5%. Aber wieviel tierisches Eiweiss aus Fleisch kann ein Futter enthalten, dessen feste Bestandteile nur die Hälfte des Tütcheninhalts ausmachen und die wiederum nur zur Hälfte aus tierischen Produkten bestehen? Man kann getrost davon ausgehen, dass der Löwenanteil des Eiweisses im Futter aus den pflanzlichen Eiweissextrakten stammt. Pflanzliches Eiweiss ist aber für reine Fleischfresser schwer und nicht vollständig verdaulich. In der Landwirtschaft wird daher in Futterbewertunstabellen nie mit dem absoluten Proteingehalt gerechenet, sondern mit dem „verdaulichen Rohprotein“, dessen Wert aus ein und dem selben Futtermittel für die unterschiedlichen Tierarten variiert. Unter dem Strich bleibt es also völlig offen, ob die Katzen aus diesem Futter a) überhaupt genug Eiweiss ziehen können und ob b) alle essentiellen Aminosäuren überhaupt und wen ja auch ausreichend enthalten sind.
Fettgehalt 2,5%
Das ist gerade mal halb so viel wie die Bedarfswerte für Katzen. Vielleicht ist Fett ja zu teuer?
anorganischer Stoff 0,2%
Der Fachausdruck dafür heißt „Rohasche“. Das schreibt man aber lieber nicht, weil nicht landwirtschaftlich vorgebildete Käufer denken, die Hersteller würden Asche ins Futter mischen. Obwohl denen auch das zuzutrauen wäre, ist das aber nicht der Fall. Der Wert gibt lediglich an, wieviel Asche übrig bleibt, wenn man das Futter vollständig verbrennt. Diese nicht brennbaren Reste sind mineralischen Ursprungs und für uns als Katzenhalter nicht wirklich relevant. Für Rinderzüchter dagegen zeigt ein auffallend hoher Rohaschegehalt an, dass das Futter mit Sand verunreinigt ist. Sand ist schwer und der Bauer bezahlt unter Umständen kiloweise Sand mit.
Rohfaser 1,2%
Rohfaser gibt es nur in pflanzlichen Stoffen. Ob Katzen daran überhaupt einen Bedarf haben, ist nicht eindeutig geklärt. Im Allgemeinen werden 1-2% im Futter als angemessen anegeben, womit der Rohfasergehalt dieses Futters akzeptabel ist. Rohfaser dient als unverdaulicherBallaststoff.
ernährungsphysiologische Zusatzstoffe:
Vitamine müssen bei Dosenfutter immer ergänzt gesetzt werden, weil hitzeenpfindlich. Da das auch für zugesetzte Vitamine zutrifft, dürfe bei reiner Fütterung aus der Dose/Tüte immer ein Defizit bestehen.
Technologische Zusatzstoffe:
Cassia Gum (E 499) ist ein Sojaextrakt, der im Tierfutter zur Geleeerzeugung (aha, da haben wir ja unser Gelee, also nix mit Fleischsaft) und als Stabilisator benutzt wird. In der menschlichen Ernährung wird er besonders für die Eisherstellung genutzt. Cassia Gum wird als gesundheitlich unbedenklich eingestuft, jedoch wird als Tageshöchstmenge für einem Menschen 3g angegeben. Annährend so viel ist in dem kleinen Katzenfuttertütchen, von dem man 3 täglich füttern muss, um eine mittelgroße Katze satt zu bekommen. Eine Katze, die nicht einmal 1/10 des Gewichtes eines Menschen hat, bekommt also die dreifache Tageshöchstmenge eines Menschen. Anzumerken ist allerdings, das Cassia Gum in den meisten Feuchtfuttern zugesetzt ist.

Fazit: Muss ich das wirklich noch schreiben?

FIP ist eine Infektionskrankheit

Hervorgehoben

Gerade sind auf Facebook wieder einmal Züchter unterwegs, die mit geradezu religiösem Eifer  Pedigrees von an FIP gestorbenen Katzen sammeln, auf der Suche nach Linien, die „das FIP-Gen“ verbreiten. Darunter sind Züchter, die schon mehrere zugekaufte Jungtiere durch FIP verloren haben. Vielleicht sollten ja gerade diese Züchter ihre Energie besser darauf verwenden, ihren Bestand vom Coronavirus zu befreien, der jeden gesunden, aber von oft tagelangem Transport geschwächten Neuankömmling in ihrer Cattery als erstes befällt.
FIP ist und bleibt eine Infektionskrankheit.
An dieser Stelle soll es nicht darum gehen, wie FIP diagnostiziert wird, oder um Behandlungsmöglichkeiten (Hinweise dazu aber in Tel IV), sondern um Fakten zu der ursächlichen Virusinfektion mit dem Felinen Corona-Virus (FCoV) und Strategien, eine Infektion entweder zu vermeiden, oder infizierte Tiere wieder virusfrei zu bekommen, denn vorbeugen ist besser als heilen.
Während Züchter abwiegeln und die Infektion pauschal für a) normal und b) harmlos erklären, dafür aber um so schneller mit dem Finger auf den Züchter der FIP-Katze zeigen, raten die Labore auf Nachfrage bei positivem Titer: „Kaufen Sie sich eine andere Katze. In coronafreie Bestände nur coronafreie Katzen“.
Doch das ist die Quadratur des Kreises, solange Züchter die Infektion nicht bekämpfen.

Fakten zur felinen Coronavirus-Infektion

  • FIP – die  Bauchwassersucht der Katzen, ist eine Infektionskrankheit, genauer, eine Viruserkrankung.
    Verantwortlich für die Erkrankung ist das hochansteckende Feline Corona-Virus (FCoV).
  • Dieses Virus ist weltweit verbreitet. Nur die Falklandinseln sind coronafrei. Aufgrund des Hauptübertragungsweges über den Katzenkot ist der Durchseuchungsgrad in Mehrkatzenhaltungen in geschlossenen Räumen (gemeinsame Katzenklos) besonders hoch, also vor allem in Tierheimen, Katzenzuchten (egal ob seriös oder Schwarzzüchter) und Mehrkatzenhaushalten und liegt dort bei 70-90%, während Freigänger (je nach Wohngegend) oft nur zu ca. 10% Virusträger sind.
  • Besonders erschreckend daran ist die Tatsache, dass es demzufolge sowohl für Liebhaber als auch für Züchter nahezu unmöglich ist, beim Kauf einer Rassekatze auch beim seriösen Züchter ein Katze zu kaufen, die nicht bereits bei Einzug infiziert ist.
  • An dieser Stelle beeilen sich fast alle Züchter, reflexartig zu erklären, dass das Coronavirus doch nur ein harmloser Durchfallerreger wäre.
  • Aber Tatsache ist: Ohne Coronainfektion keine FIP-Erkrankung.
  • Tatsächlich liegt die Erkrankungsrate  von coronainfizierten Katzen bei 7%-13%, je nach Studie oder befragtem Labor (Laboklin hat auf Nachfrage 7% angegeben). Das heißt, dass im Schnitt „nur“ eine von 10 – 15 infizierten Katzen an FIP erkrankt (und ohne Schwarzmarktmedis auch stirbt, denn es gibt keine zugelassene Theraphie).
  • Das Coronavius ist hochansteckend und kann auch über gemeinsam benutzte Gegenstände, Kleidung usw. übertragen werden. Aber die Hauptinfektionsquelle ist der Kot infizierter Katzen.
  • Ob Ihre Katze mit dem Corona-Virus infiziert ist oder sich zumindest schon einmal mit Corona-Viren auseinandersetzen mußte, erkennen Sie am sogenannten Antikörpertiter im Blut, denn das Immunsystem bildet bei Viruskontakt zur Abwehr Antikörper und wie viele das sind, gibt die Höhe des Antikörper-Titers im Blut an.
  • Titerterhöhen werden je nach Labor durch bestimmte Verdünnungsquotienten ermittelt und auch so angegeben, wobei die Werte von 1:10 bis zu Höhen von 1:1600 und höher liegen können, wobei manche Labore erst mit einer Anfangsverdünnung von 1:20 oder 1:25 beginnen. Sind in dieser Anfangsverdünnung keine Antikörper nachgewiesen, wird das mit < als… angegeben.
  • Katzen mit AK-Titer < 1:10 sind FCoV negativ, also virenfrei (University Glasgow). (LABOKLIN gibt für < 1:25 negativ an), denn der Körper baut die Antikörper erst dann ab, wenn die Viren eliminiert sind.
  • Titer von 1 :100 bei gesunden Katzen zeigen eine weitgehend überwundene Infektion an. Oft werden noch Viren mit dem Kot ausgeschieden.
  • LABOKLIN gibt an, dass Katzen mit Titern von 1:400 praktisch immer auch Viren ausscheiden, also andere Katzen anstecken können.
  • Inzwischen gibt es auch andere Meßverfahren mit anderen Refernzwerten.
    Für den derzeit von LABOKLIN angewendeten EIA-Test gelten folgende Refernzwerte:
    < 9   : entspricht negativeb IFAT-Werten < 1: 25
    Werte ab 11 entsprechen schwach positiven IFAT-Werten von 1:25 und deuten auf eine FCoV-Infektion hin.
    Werte zwischen 9 und 11 sind als fraglich zu werten.
    Werte > 30 entsprechen hoch positiven IFAT-Titern >= 1600
    ELISA-Test:
    TE < 34 negativ
    TE 34 – 43 fraglich
    TE > 43 positiv
    Mit der Bildung der Antikörper versucht der Organismus, die Virusvermehrung im Darm in den Griff zu bekommen, was den meisten Katzen auch gelingt.
    Viren können weitgehend ruhen im Körper (wie Herpes oder HIV beim Menschen), aber auch aktiviert werden und sich vermehren.
  • Bei der Virusreplikation (Vermehrung) passieren Replikationsfehler. Man spricht dann von mutierten Viren.
    Das ist der Punkt, an dem ein Durchfallerreger todbringende Formen annimmt.
    Amerikanische Studien haben in jüngster Vergangenheit zwei Mutationen identifiziert, die letztlich für die Entwicklung der FIP-Erkrankung verantwortlich sein sollen. Diese mutierten Coronaviren bekommt der Körper im Gegensatz zu den normalen nicht mehr in den Griff. Sie dringen in die Makrophagen ein, vermehren sich dort und breiten sich im ganzen Körper aus. Dort lösen sie Entzündungen aus und richten im ganzen Körper tödliche Schäden an. (update: inzwischen hat man herausgefunden, dass auch infizierte Katzen, die aber kein FIP haben, diese Mutationen aufweisen können – also kein sicherer FIP-Marker)
  • Katzen mit einem starken Immunsystem mit guter zellulärer Abwehr entwickeln zunächst die trockene Form und versuchen, den Schaden zu begrenzen. Diese Katzen können noch einige Wochen bis Monate gegenhalten.
  • Zur Virusvermehrung kann es immer dann kommen, wenn das Immunsystem entweder angeboren schwach ist (z.B. durch starke Inzucht), gerade anderweitig stark in Anspruch genommen ist (Kastration, Umzug in ein neues Zuhause, neue Tiere, Impfungen, Erkrankungen wie z.B. Katzenschnupfen, Parasiten, schlimmstenfalls mehreres davon in schneller Folge) oder die Katze eine Krankheit hat, die das Immunsystem direkt schwächt z.B. Katzenaids. Auch Cortison, verabreicht z.B. bei Autoimunerkrankungen, unterdrückt das Immunsystem. Deshab sollen coronainfizierte Katze kein Cortison bekommen.
  • Starke Virusvermehrung = hohe Mutationsrate = erhöhte FIP-Gefahr. Eine solche Phase ist erkennbar an einem hohen Antikörper-Titer und starker Virusausscheidung im Kot. In einer solchen Phase sind die Katzen auch ein Infektionsherd für andere Katzen. Sie selbst müssen weder bereits FIP haben, noch jemals bekommen. Die Gefahr ist aber für die nächsten 18 Monate erhöht.
  • Die allermeisten FIP-kranken Katzen erkranken innerhalb der ersten 18 Monate nach der Erstinfektion mit dem Coronavirus an FIP.
  • Katzen die schon länger als 18 Monate infiziert sind, erkranken selbst sehr selten noch, stellen aber eine Infektionsgefahr für anders Katzen dar. Allerdings können imunsupremierte Trägerkatzen oder Katzen mit anderen schweren Infektionskrankheiten dennoch FIP bekommen. Deshalb sollen FCoV-positive Katzen keine immunsuppressiven Medikamente, wie Cortison bekommen.
  • Solche positiven Katzen sollen sehr gut (Fleisch, Fisch, kein Getreide) ernährt werden, vor anderen Infektionen geschützt werden und Stress von ihnen fern gehalten werden.
  • Katzen, die auch 36 Monate nach Infektion noch gleichbleibend hohe Titer haben, erkranken zu rund 98% dennoch nicht mehr an FIP.
  • Serokonservation von FCoV findet 18-21 Tage nach der Infektion statt. (Inkubationszeit)
    Das heißt, wenn man befürchtet, die eigene bis dato FCoV-negative Katze könnte sich infiziert haben, macht ein Test erst 21 Tage nach Kontakt Sinn, weil erst dann Antikörper nachweisbar sind.
  • Es gibt Hinweise darauf, dass wiederholte Reinfektion das Risiko für FIP steigen läßt.
  • Katzenbabies können mit der Erstmilch Maternale Andikörper gegen das Corona-Virus aufgenommen haben. Maternale Antikörper zu FCoV schwinden gewöhnlich im Alter von 5 – 7 Wochen können aber bis 16 Wochen noch vorhanden sein.
  • Das bedeutet, dass es sinnlos ist, Kitten unter 16 Wochenn zu testen. Bei Kitten, die noch maternale AK haben, ist der gemessen Titer der Titer der Maternalen Antikörper und läßt keine Rückschlüsse zu, ob die Katze selbst infiziert ist oder nicht. Allerdings ist die Warschinlichkeit hoch, denn nur infizierte Mutterkatzen geben spezifische Antikörper mit. Ca. 2 Wochen nach Verschwinden der MA können Kitten einen negativen Titer haben, obwohl sie bereits infiziert sind
    a) weil das Immunsystem noch nicht kompetent ist, eigene AK zu bilden (immunologische Lücke)
    b) weil sie sich evtl. noch in der Inkubationszeit befinden.
  • Die überwiegende Mehrheit der Katzen, die sich infizieren, tragen das Virus für einige Monate, entwickeln eine erfolgreiche Immunantwort und eliminieren das Virus wieder.
  • Ein negativer Antikörper-Titer bei einer gesunden, erwachsenen Katze schließt eine Corona-Infektion aus.(Es sei denn, sie hat sich erst innerhalb der letzten 21 Tage vor dem Test infiziert)
  • Die Höhe des Antikörper-Titers korreliert mit der Virusausscheidung im Kot.
  • Wenn die Katze einzeln gehalten wird und sich nicht ständig neu infizieren kann, fällt der AK-Titer nach einigen Wochen bis Monaten.
    Der Titer fällt langsam. Ein Nachtesten ist erst nach 2-3 Monaten sinnvoll.
  • 33% der seropositiven Katzen sind auch noch Virusträger und scheiden das Virus aus oder anders herum:57% der seropositiven Katzen (mit Titer) sind keine Virusausscheider.
  • Bei Titerhöhe von 400 und höher ist Virusausscheidung sicher (LABOKLIN)
  • Katzen, die mit einer FCoV-positiven oder FIP-kranken Katze Kontakt hatten, sind so gut wie immer infiziert, da das Coronavirus Virus extrem ansteckend ist. Dennoch sollte man den AK-Titer messen lassen und nach 2 Monaten nachtesten. Man sieht dann, ob der Titer wieder fällt.
  • Laut LABOKLIN entwickeln 7% der im FCoV-Test seropositiven Katzen FIP.
  • Bei 58% der nicht FIP-erkrankten Katzen endet die Virusausscheidung einen Monat nach Infektion.
    9 Monate nach der Infektion ist bei 95% der infizierten Katzen die Virusausscheidung beendet.
    ca. 13% bleiben lebenslang Ausscheider. Sie behalten einen AK-Titer. Einige dieser Katzen entwickeln chronischen Durchfall.
  • ca. 4% aller Katzen scheinen völlig resistent gegen die Corona-Inektion zu sein. Sie scheiden nie Viren aus und entwickeln kaum messbare AK-Titer. Eine aktuelle amerikanische Studie zeigt, dass es jedoch nicht möglich ist, resistente Zuchtlinien mit solchen Tieren aufzubauen. Man führt die Resistenz auf eine besonders gute zelluläre Abwehr zurück, die individuell ist, allerdings abhängig von der Breite ihrer genetischen Basis.
  • Allerdings klappt es umgekehrt. Besonders empfängliche Tier kann man gezielt züchten. Bei sehr hohem Inzuchtgrad verschlechtert sich die zelluläre Abwehr. Generell können aber abgesehen von den 4% alle Katzen unter ungünstigen Umständen oder einfach nach dem Zufallsprinzip FIP bekommen.
  • FCoV wird sehr selten und auch nur zu Beginn einer Infektion mit dem Speichel ausgeschieden. Die Ausscheidung erfolgt über die Fäkalien.
  • Ob eine Katze tatsächlich Coronaviren ausscheidet, kann man über eine PCR-Kotuntersuchung ermitteln.
  • Für das Monitoring eines Ausscheiders kombiniert man am besten den Blut-Antikörper-Test mit dem PCR-Virusnachweis im Kot. Bei manchen Katzen sinkt der Titer erst 29 Monate nach Beendigung der Virusausscheidung.
    Ein Titer < 1:10 ist beweisend für Virenfreiheit, Angeblich gibt es Katzen, die auch bei 1:20 noch ausscheiden.
  • Aber ein einzelner negativer Kottest ist nicht beweisend. Angeblich ist der Test störanfällig und es gibt sowohl falsch negative als auch falsch positive Ergebnisse. Außerdem scheiden viele Katzen nicht kontinuierlich aus.
    Laut IDEXX sind 4, wöchentlich aufeinanderfolgende negative PCR-Kottests nötig, bis man von Virenfreiheit ausgehen kann. Für eine solche Untersuchung benötigt man den Kot einer Katze von drei aufeinanderfolgenden Tagen in je einem Röhrchen. Am 3. Tag werden die Proben abgegeben und bis dahin im Kühlschrank gekühlt.
    Laut University Glasgow sind sogar 5 monatliche negative Tests erst beweisend für Virusfreiheit.
  • Katzen, die länger als 8 Monate Viren ausscheiden, bleiben zu 95% lebenslange Ausscheider (Info: LABOKLIN).
    In trockener Umgebung überlebt das Virus bis zu 7 Wochen.
  • Genau wie die meisten gegen andere Krankheiten durch Impfungen erworbenen Antikörper-Titer fallen die Titer nach längerer Zeit ohne neuen Viruskontakt bei Katzen, die das Virus eliminiert haben. Das heißt aber auch, dass sie für erneute Infektion wieder empfänglich werden, weshalb Dauerausscheider eine permanente Ansteckungsquelle für die übrigen Katzen sind.
  • Titer von 1 :100 bei gesunden Katzen zeigen eine weitgehend überwundene Infektion an. Oft werden noch Viren mit dem Kot ausgeschieden.
  • LABOKLIN gibt an, dass Katzen mit Titern von 1:400 praktisch immer auch Viren ausscheiden, also andere Katzen anstecken können.

Noch mal kompakt zusammengefasst: Interpretation von FCoV-Titern:

a) klinisch gesunde Katze

  • Titer < 1 : 25
    = negativer Titer (Es ist keine Infektion mit dem Coronavirus nachweisbar)
  • Titer >: 25 bis 1 : 100
    = niedriger positiver Titer (Die Katze hatte bereits Kontakt mit Coronavieren, Zuchttiere)
  • Titer >1 : 100 bis < 1 : 400
    =Positiver Titer (Die Katze ist entweder frisch infiziert oder hat eine Infektion überwunden)
  • Titer > 1 : 400
    deutlich erhöhter Titer (Solche Katzen sind in den meisten Fällen Dauerausscheider); In Zuchten sind sie eine ständige Infektionsquelle
  • Titer > 1 : 800
    ein ständig sehr hoher Titer besagt nicht, dass die Katze an FIP erkranken wird, erhöht aber das Risiko dafür. Laut Laboklin haben nur 7% aller klinisch gesunden Katzen einen so hohen Titer. Eine Katze ohne Krankheitsanzeichen hat trotz eines evtl. sehr hohen Titers keine FIP

b) klinisch kranke Katze mit FIP-Verdacht (größten Anlass zu FIP-Verdacht gibt Fieber, das therapeutisch mit Antibiotika nicht zu beeinflussen ist)

  • Titer < 1 : 25
    = negativer Titer
    Nur etwa 1% aller FIP-verdächtigen Katzen haben einen so niedrigen Titer. Sehr wascheinlich hat die Katze also eine andere Krankheit. Nur im Endstadium eine FIP-Erkrankung ist ansonsten ein so niedriger Titer möglich. War der Titer zuvor sehr hoch und fällt plötzlich, ist letzteres leider sehr warscheinlich)
  • Titer ca. 1 : 100 (akute FIP eher unwarscheinlich)
  • Titer > 1 : 400
    erhöhter Titer: zusammen mit anderen Untersuchungsergebnissen spricht ein hoher Titer für eine FIP-Erkrankung, ist aber kein alleiniger Beweis)
  • Titer > 1 : 800
    44,1 der Katzen mit FIP-Verdacht haben einen so stark erhöhten Titer

Anhand des Antikörper-Titers bei jungen Katzen lässt sich laut Prof. Dr.
Hans Lutz von der Uni Zürich abschätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass die Tiere an FIP sterben.

»Wenn Katzen um die sechzehnte Lebenswoche einen FIP-Titer von  < 25 (IFAT) haben, werden die Tiere statistisch gesehen zu drei Prozent innerhalb der kommenden 300 Tage an der Virusmutante erkranken (voraugestzt, sie werden nicht mit FCoV-positiven Katzen vergesellschaftet). Liegt dagegen der Titer über 100, werden sie zu 10,7 Prozent krank.
Das liegt daran, dass Tiere mit hohem Virusload eine höhere Mutationswahrscheinlichkeit haben.« Quelle: Vet-magazin.com)

Das heißt mit anderen Worten, dass von 10 Katzenkindern mit einem AK-Titer
> 1:100 eines innerhalb des ersten Lebensjahres an FIP sterben wird. Oder noch anders ausgedrückt, 5 -10 von hundert Jungtieren sind nach einem Jahr an FIP gestorben.
Nimmt man einen normalen Hobbyzüchter, dessen Zuchttiere ständig Titer um die 100 oder höher haben, bei dem durchschnittlich 4 Würfe a 4 Babys im Jahr fallen, so hat er statistisch gesehen jedes Jahr ein an FIP gestorbenes Katzenkind zu beklagen.

Laut Laboklin sind Tiere mit einem Titer >400 in der Regel Ausscheider.

Statistik Laboklin >>

weiter zuTeil II: Züchtermärchen >>