Sind Züchter ohne Verein die besseren Menschen?

Gerade fand ich durch einen Zufall diese Webseite einer Ragdoll(?)-Züchterin, welche  ohne Verein und ergo ohne Papiere züchtet:
http://vom-xxxxberg.cms4people.de/78.html  (ich möchte niemanden öffentlich kränken, daher Adresse unkenntlich gemacht)
Auf dieser Homepage gibt es sehr schöne Anleitungen zum Basteln für Katzen. Auch sonst spürt man, dass die Katzen hier geliebt werden. Das nur mal vorweggeschickt.
Züchten tut man auch, allerdings wie gesagt ohne Papiere und ohne Verein.
Nun, auch das ist nicht verboten, aber beim Lesen der „Rechtfertigungsseite“ stieß mir dann doch verschiedenes auf:

In der Quintessenz sind Züchter, die im Verein züchten, diejenigen, die
a) unnötige Kosten produzieren
– in Form des Kaufs überteuerter Zuchttiere
– in Form unnötiger Vereinsbeiträge
– in Form unnötiger Gebühren für Papiere
– indem sie unnötig auf Ausstellungen fahren
(„Der Unterschied ist,das „Wir“ die Kosten von ca. 30€ bis 60€ Vereinsgebühr (jährlich/von Verein zu Verein unterschiedlich) und die Kosten für die Abstammungsnachweise (ca. 15€ bis 30€/Pro Nachweis) fahrten zu Ausstellungen und damit verbundene Gebühren, nicht haben.„)
und die
b) die Frechheit besitzen,  Kosten die durch die Zucht entstehen, auf die Preise aufzuschlagen (womöglich bis hin zum Kaffee für die Besucher)
(Die Kosten für die Anschaffung von Kratzbaum,Katzentoiletten etc. schlagen wir nicht auf den Kittenpreis,genau so wenig rechnen wir die Kosten für Renovierungsarbeiten der Wohnung darauf.Denn wenn man sich eine oder mehrere Katzen anschafft braucht man Kratzmöbel genau so wie Katzentoiletten.Das braucht man ja nicht nur wenn man züchtet!!
All diese Sachen werden oft von Vereinszüchtern auf den „Käufer“ umgelegt,damit versuchen Sie ihre teilweise übertriebenen Abgabepreise zu rechtfertigen.
)

Die Züchter ohne Verein tun das alles nicht, weil sie offensichtlich die besseren Menschen sind und dabei ebenso sorgfältige Züchter, denn auch sie lassen ihre Kitten impfen und entwurmen (manche zumindest).

(„Bekommt man denn nur ein gut sozialisiertes, gesundes & reinrassiges Kitten wenn ich im Kaufpreis die Bewirtung der interessierten Gäste und die Telefonkosten zwecks Suche für den passenden Deckkater mit bezahle?? Wohl kaum!!
Da unsere IG Züchter sich nicht an ihren Kitten bereichern möchten, liegen die Kittenabgabepreise bei ca. der Hälfte der Vereinszüchterpreise.“
)

Was ist dazu zu sagen?
Nun ja, ein jeder legt sich die Dinge so zurecht, dass er zu den Guten gehört.

Aber wie ist das mit der Zucht? Woher kommen bei diesen Züchtern die Zuchttiere?. Hat mal eines Papiere, wird nicht versäumt, dies stolz zu erwähnen (obwohl es doch ach so egal ist?)
Woher wissen diese Züchter, dass ihre ebenso papierlos gezüchteten Zuchttiere rein sind, oder die per Zeitungsanzeige angebotenen Deckkater?
Weil sie die richtige Farbe haben? Point!!“)
Denn die Ungemach der Deckkaterhaltung ( die auch für eine Reihe von Kosten verantwortlich ist, die der Nur-Katze-Halter eben nicht hat) Warum sollten sie auch? Denn ganz anders als bei Züchtern im Verein, die auch nur Kater von Züchtern im Verein benutzen dürfen, haben die Papierlos-Züchter eine reiche Auswahl unschlagbar günstiger Deckkater, denn so mancher Halter eines Katers hat hier eine Einnahmequelle entdeckt.
Züchter im Verein aber sind meist sehr vorsichtig damit, ihre Kater anderen Züchtern zum Decken anzubieten oder mit ihrer Katze fremde Kater zu nutzen, einfach weil man sich in seine bis dato saubere Zucht ganz ganz schnell was einschleppen kann, angefangen von Leukose über Katzenaids und Coronaviren (FIP-Gefahr) bis zu Pilzinfektionen, die man den Katzen überhaupt nicht ansehen muss. Viele vereinslos-Züchter verfolgen solche Ängste nicht (obwohl der „Deckkater“ eben gerade noch einen Termin frei hatte), genauso wenig wie die Angst vor PKD, HCM und was es sonst noch so gibt, entweder, weil man von all dem gar nichts weiß oder den Kopf in den Sand steckt und Gleiches auch bei seinen Kittenkäufern voraussetzt.
Also woher nehmen sie die Gewissheit, dass sie gesunde Kitten verkaufen? (Nur wer alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen hat du Tests machen läßt, kann behaupten, zumindest alles was möglich ist, dafür getan zu haben, gesunde Kitten zu verkaufen.)
Züchter, dass sie reinrassige Kitten verkaufen?
Woher wissen sie, dass sie darüber hinaus auch rassetypische Kitten verkaufen?. Die Erhaltung des Rassetyps ist kein Selbstläufer. Generationen von Züchtern arbeiten daran, dass sich z.B. eine Ragdoll deutlich von einer Siamkatze unterscheidet und dies auch so bleibt.

Wer hat dafür gesorgt, dass es überhaupt Rassen gibt, bei denen diese vereinslos-Züchter jetzt als Trittbrettfahrer mitfahren?
Auch wenn diese Ohne-Verein-Züchter es niemals glauben werden: irgend eine Ragdoll x irgend ein Ragdollkater und das immer so fort, ergibt eben nicht zwangsläufig Tiere, die auch wie Ragdolls aussehen und das natürlich erst recht nicht, wenn auf Treu und Glauben, aber ohne Sicherheit was die Abkunft angeht, gezüchtet wird.
Man sehe sich die „Ragdolls“ auf dieser Züchter-ohne-Verein-Seite an.

Gut sozialisieren kann man übrigens jede Katze.

Was spricht eigentlich dagegen, eine Rassekatzenzucht auch zu dokumentieren und in einem Verein zu sein (statt in einer“ Interessengemeinschaft Züchter ohne Verein“)?

  • dass man eben am Anfang eine Katze ohne Papiere gekauft hat und jetzt trotzdem züchten möchte?
    – Warum dann nicht die Katze 1 spätestens nach dem „auch-mal-Babys-haben-wollen“- Wurf kastrieren lassen und die Zucht, wenn’s doch so Spaß macht, mit einer Rassekatze neu beginnen?
  • dass man ein guter Mensch sein will, der Interessenten Rassekatzen günstig verkauft?
    – Die Preisgestaltung steht auch im Verein jedem frei.
  • Vielleicht ja nur, dass man eben selbst auch mehr investieren muß ?(und beilaibe nicht nur Geld)

Aber vielleicht möchte man eben einfach nur ganz unbeschwert immer mal Kätzchen ohne sich viel Gedanken machen zu müssen, ohne Vorschriften und Auflagen (welche Vereine ausschließlich zum Schutz der Tiere und der Käufer festlegen), ohne große Kosten?

Dann sollte man aber das Rückgrat haben und auch den Käufern gegenüber dazu stehen

  • dass man nur hofft, aber nicht weiß, ob die angebotenen Kätzchen halbwegs reinrassig sind
  • dass man dies jedenfalls nicht belegen kann
  • dass man mithin nicht garantieren kann, dass aus diesen Kätzchen Katzen werden, die so aussehen, wie die auf den Homepages der Vereinszüchter
  • dass man nicht weiß, ob man womöglich Inzucht betreibt (Vielleicht war ja der „Deckkater um die Ecke auch schon der Papa der eigenen „Zuchtkatze?“)
  • dass man so billig verkaufen kann weil man eben von Anfang an und immer weiter eine Menge Kosten spart (für reinrassige, rassetypische Zuchttiere, genetische Vorsorgeuntersuchungen, Deckgebühren, Dokumentation…) und allenfalls auf die Zuchterfolge organisierte Züchter aufsattelt, denn wären diese bösen Geldschneider nicht, müsste Vereinslos-Züchter Hauskätzchen vermehren. Aber für die würde dann gar keiner überhaupt irgendwas zahlen.

Aber ich habe noch keine gesehen dessen Text etwa so lautet:

„Schon lange habe ich mich in die süßen Ragdolls verliebt. Endlich hatte ich genug gespart, um mir eine zu kaufen. Leider hat mein Geld nur für eine ohne Papiere gereicht. Aber die ist doch genauso süß, oder? (Na klar, jede Katze ist liebenswert!) Außerdem finde ich die Züchterpreise sowieso echt unverschämt und ich hätte deshalb auch dann keine mit Papieren gekauft, wenn ich dreist das Geld hätte.
Inzwischen ist meine Süße erwachsen und ich wollte unbedingt auch mal Katzenbabys. Zum Glück fand ich per Zeitungsanzeige ganz in der Nähe einen Kater, dessen Mutter  sogar Papiere haben soll (freu…).  Zum Glück hatte er gerade noch einen Termin frei, denn er ist sehr beliebt als Deckkater für Katzen aller Rassen. Die 80,00€ Deckgebühr lagen auch gerade noch so in meinem Budget.
Was soll ich sagen? Die ersten Kitten waren total süß und es war nicht schwer, Käufer für sie zu finden, denn, unsere Kätzchen sind nur halb so teuer wie die mit Papieren.
Also habe ich beschlossen, weiterhin zu züchten. Wir wollen einfach nur unkompliziert und ohne viel Aufwand regelmäßig Katzenkinder. Wenn Sie ebenso unkompliziert und anspruchslos einfach ein süßes Kitten wollen, sind Sie uns willkommen. Unsere Kätzchen sind entwurmt und geimpft. Ob wir uns bei den Besuchen beim vielfrequentierten Deckkater was eingefangen haben, wissen wir natürlich nicht genau und ob der und unsere Tiere erbgesund sind, wissen wir noch viel weniger, als die Vereinszüchter, denn Tests sind echt zu teuer und außerdem überflüssig. Schließlich sehen unsere Katzen gesund aus, also sind sie auch gesund; nehmen wir jedenfalls an.  Das sollten Sie als Interessent auch tun, denn mehr ist bei unseren günstigen Preisen einfach nicht drin.
Dass unsere Kätzchen, wenn sie mal groß sind, wie Ragdolls aussehen, davon gehen wir mal aus, weil wir ja von den Eltern glauben, dass sie Ragdolls sind.“

Bleibt noch die Frage, ob Die Haltung von Zuchtkatzen die Wohnung mehr beansprucht, als die von Liebhaberkatzen.
–  Na ja, wer sich als reiner Liebhaber 10 Katzen zulegt, kommt auch nicht gerade billig und ungeschoren davon, denn ab der vierten Katze, fangen auch Kastraten an, ihr Revier mit Duft- und Kratzmarken zu versehen.  Aber Sammellleidenschaft ist eben wirklich NUR ein Hobby, das selbst zu finanzieren ist.

– Umgekehrt ist eine richtige Zucht mit den bei Liebhabern üblichen 2-3 Katzen auf die Dauer nicht machbar. Eine dauerhaft angelegte Zucht HAT also notgedrungen mehr Katzen. 10 Katzen aber, (zumal potente!) + 2 mal im Jahr eine Horde Katzenkinder machen erheblich mehr Schaden als 2-3 Liebhabertiere.
Man kann trefflich darüber streiten, welche Kosten man auf die Käufer umlegen darf und welche nicht. Tatsache ist, dass erheblich weniger Menschen bereit und in der Lage wären, die nun mal entstehenden Kosten rund um die Zucht zu tragen, wenn Käufer nicht bereit wären, einen großen Teil mitzutragen.

Dass auch diese Züchterpreise nicht ausreichen, um von der Katzenzucht zu leben oder auch nur ein Zubrot zu verdienen (Was eigentlich schade ist. Mann könnte sich dann ganz und gar den Katzen und der Zucht widmen), belegt allein schon die Tatsache, dass es noch keinem Steuereintreiber gelungen ist, Katzenzüchtern einen zu versteuernden Gewinn nachzuweisen. Bereichern klappt eben erst, wenn am Ende etwas übrig bleibt.