würde ich der Empfehlung von Stiftung Warentest folgen. Meine Katzen würden am gesündesten ernährt, würde ich ausschließlich Kittekat-Dosen der Geschmacksrichtung „Häppchen mit Geflügel und Wild in Gelee“ füttern, oder auch LIDL-Coshida-Dosen der Geschmacksrichtung „feine Stückchen in Soße mit Rind“.
Wirklich?
Im neuesten Test der Stiftung Warentest landete „Coshida“ (feine Stückchen in Soße mit Rind), die billigste Marke, die man bei LIDL kaufen kann und Kittekat in der Dose (Häppchen mit Geflügel und Wild in Gelee) ganz vorn, Animonda Carny aber, ein Futter, das Züchter, auch wir, gerne füttern, mit „Mangelhaft“ weit hinten, ebenso wie andere, zum Teil recht teure Futter.
Aber was macht der Katzenhalter mit solch einem Ergebnis? Nur noch ein Katzenleben lang Coshida und Kittekat füttern, selbverständlich nur in dem getesteten Gebinde und in der getesteten Geschmacksrichtung? Es wurde nämlich aus dem bei z.B. Kittekat sehr breiten Sortiment verschiedener Dosen und Tütchen nur eine Sorte getestet, hier Häppchen mit Geflügel und Wild in Gelee.
Wer sagt, dass alle anderen Kittekat-Produkte genaus toll sind, oder auch nur die nächste Charge, denn die Zusammensetzung der verarbeiteten Fleischabfälle variiert ja naturgemäß. Womöglich sind ja bei „Fisch in Jelley“ dann eine Sorte von Felix oder Wiskas ganz vorn.
Wer weiß das schon? Nicht mal Stiftung Warentest, weil sie das eben nicht getestet haben.
Sehen wir uns die Bewertungskriterien an:
Eines war „Fütterungsempfehlung“. Ich kenne KEINEN Katzenhalter, der sich danach richtet, was auf der Dose steht. Man füttert so, dass man den Eindruck hat, die Katze ist satt. Also für die Praxis irrelevant.
„Deklaration“: guckt sich 90% der Katzenhalter gar nicht an und wenn doch, verstehen die wenigsten, was da steht (zu erkennen am Aufschrei: „Da sind ja blos 4% Fleisch drin!“)
Bleibt als relevantes Kriterium: „Ernährungsphysiologische Qualität“. Das ist das einzige, was wirklich etwas mit dem Futterwert zu tun hat.
Solche Dinge, Wie Eiweißgehalt, Vitamine und Mineralstoffe in der richtigen Dosierung, Ca-Phosphorverhältnis wurden bewertet.
Letzteres hängt z.B. auch von den verarbeiteten Fleischsorten ab. Enthält eine Sorte z.B. viel Geflügel, besteht fast immer ein Ca-Überschuss, weil natürlich nicht Putenbrust, sondern haupsächlich die Karkassen verarbeitet werden, der Knochenanteil also relativ hoch ist. Was macht der Hersteller? Er läßt das Extra-Calziumcarbonat weg, setzt vielleicht etwas Phosphor zu.
Es ist aber gar nicht machbar, für jede Schlachtabfallmischung eine Extramineralstoffmischung zu entwickeln. Diese Mineralstoffmischungen kommen von externen Herstellern und es gibt sie als sogenannte Premixe ein paar Varianten, die Durchschnittsbedarfswerten entsprechen und grob auf den Ergänzungsbedarf von Futtervarianten abgestimmt sind.
Wie nah das Ergebnis einem fikiven Ideal kommt, ist also unterm Strich weitgehend Zufall, denn wieviel von welchem Stoff ergänzt werden müßte, variert natürlich je nach dem was schon in den Fleischsorten und evtl. Getreide drin ist.
Was nicht bewertet wurde, ist die Qualität der Eiweißquellen. Die Verdaulichkeit des Eiweißes wurde sogar nur in vitro getestet. Also war es für den Test unerheblich, ob (mal abgesehen vom Taurin) überhaupt die für Katzen wichtigen Aminosäuren drin sind. Wie die Pampe sich zusammensetzt, spielte im Test keine große Rolle.
Wo liegt eigentlich der Denkfehler?
Er liegt in dem Anspruch, ein ALLEINFUTTER zu kreieren, mit dem man eine Katze Tag ein, Tag aus AUSSCHLIESSLICH füttern könne. Ich gehe jede Wette ein, dass auch in den Spitzenreitern irgendein Spurenelement zu viel oder zu wenig drin ist. Auch nicht zu reden davon, dass Katzen auch mal was zwischen die Zähne brauchen.
Mal ehrlich: Kämen Sie auf die Idee, von irgend einem Lebensmittel, dass Sie selber essen, zu erwarten, Sie könnten nur dieses eine Lebensmittel (Dosennahrung versteht sich!) bis zu Ihrem Tod ausschließlich essen und dabei gesund bleiben? – Eine absurde Vorstellung. Denken Sie mal daran, wie unterschiedlich sich Menschen auf der Welt ernähren (ohne nachzurechnen) und dabei leidlich gesund alt werden.
Das Fazit für mich ist , dass mir der Test nicht viel Neues bringt. Dass bei Herstellern von Massenware die labortechnischen Möglichkeiten am Größten sind, war mir schon immer klar. Dass man deshalb mit Supermarktfutter seine Katzen nicht umbringt, auch. Dass der Preis, gerade im Bezug auf die Ausgewogenheit kein Kriterium ist, habe ich auch nie bezweifelt.
Ich werde jetzt sicher nicht auf eines oder zwei der sehr gut bewerteten Alleinfutter umsteigen.
Ich werde es weiter so halten, wie bei meinem eigenen Essen: Abwechslung ist die beste Vorbeugung gegen mögliche Unausgewogenheit. Es muss nämlich nicht alles in einer Dose sein. Eigenes Rohfutter zur Ergänzung und dazu VERSCHIEDENE Dosenfutter und ich denke, man kann nicht allzuviel falsch machen – jedenfalls weniger, als wenn man jetzt ausschließlich Coshida und Kittekat (der Siegersorten) füttert.
Und Animonda Carny? Es wäre natürlich interessant gewesen zu erfahren, was genau in diesem Futter zu viel oder zu wenig drin ist. Aber das behält Stiftung Warentest für sich. Da es weitgehend auf Rindfleischbasis hergestellt wird, vermute ich mal ein Defizit an Calzium. Auf jeden Fall kann man sehen, dass tatsächlich brauchbares Fleisch verarbeitet wird, das Katzen auch verwerten können. Bei und gibt es diese Futter weiterhin, aber natürlich genauso wenig ausschließlich, wie irgend ein anderes.
Hätte ich zu sagen, dürfte gar kein Futter als Alleinfutter deklariert werden. Statt dessen müßte z.B. auf so einer Dose stehen: „Dieses Futter enthält einen hohen Knochenanteil. Für eine ausgewogene Fütterung füttern Sie es bitte mit unseren Sorten xy sowie naturbelassenem Fleisch im Wechsel.“ Oder eben umgekehrt.